Schuften, pauken, schlafen. Das ist das Konzept der neuen Wunderwaffe im Ausbildungsbereich mit dem Namen „Duales Studium“. Immer mehr junge Menschen unterziehen sich dem doppelten Ausbildungsstress. Duales Studium – ein Erlebnisbericht aus der Galeere in Richtung Berufsleben.
“Studium plus Lehre” ist das Konzept des dualen Studiums. Es verbindet ein Studium mit einer betrieblichen Ausbildung. Viele junge Menschen beschreiten diesen Ausbildungsweg in der Hoffnung auf eine nahtlose und steile Karriere. Im Hamsterrad des dualen Studiums bleibt kein Raum für Eigenständiges und Freizeit.
Ein Erlebnisbericht des 19 jährigen Martin K.: Das Leben im dualen Studium.
Das duale Studiensystem wird der Masse der aufstrebenden Studenten als die Quelle von Nektar und Ambrosia beschrieben, sodass sich diese, blind von den Vorzügen der holden Jungfer, in die Fesseln eines „wirtschaftlich relevanten“ Berufes stürzen, um dann das Unglück des Halbstudenten zu leben.
Ein System, das die Zielkombination aus Arbeit und Studium darstellt, einen anerkannten Abschluss bietet und dazu den Monat mit einer vollen Lohntüte ausklingen lässt, sind die Verlockungen, die die Jünglinge dazu bewegen in die Galeeren Richtung Berufsleben einzusteigen, um vermeintlich von der mannigfaltigen Tätigkeit und der Erfahrung der Kollegen zu profitieren. Dass die Realität anders aussieht und schon bald die Bestie ihre Zähne zeigen wird, ist hier noch von niemanden zu erahnen.
Nach der ersten unschuldigen und fast kindlichen Begeisterung sitzen sie schon bald in der Universität und anschließend in deprimierenden Großraumbüros, um dort ein trostloses Arbeiten zwischen totaler Überforderung und grenzenloser Langeweile zu fristen. Der Wunsch nach neuen Horizonten wurde früh gedämpft durch den grauen Alltag der Firmen. Dies ist ein weiteres Zeichen der Zeit, denn das Wort, das die Studiengänge beschreibt ist und bleibt „Beschleunigung“.
Es soll, nein vielmehr muss, immer und immer und immer schneller gehen. Aus fünf Jahren Studium bis zum erkämpften Diplom werden viereinhalb, aus 13 Jahren Schule werden 12 und im Kindergarten werden die ersten Fremdsprachenkurse angeboten, um die Elite einer nicht mehr all zu fernen Zukunft zu formen.
Die Geschichten der alten Studenten, die ein Semester in der Toskana bei Brot, Wein und Liebesspielen verbracht hatten, scheinen Hirngespinste von alten Irren, die die Welt weder kennen, noch von dieser gebraucht werden. Fachkräftemangel zwingt die Jugend immer eher dazu eine Profession zu ergreifen und zu arbeiten, denn das System braucht die Arbeit.
Ein beschleunigtes Brechen beginnt. Mit jedem Tag, jeder Woche, jedem Semester wird man mehr zum Sklaven des Systems einer sich verschlingenden Wirtschaft.
Der Verlust, den dieses System generiert, ist aber so schmerzlich für den Menschen, dass niemand ihn aussprechen vermag. Das System erhält eine neue in Anzügen uniformierte Masse, die sich in Berufe drängt, um ein System des Unglücks bestehen zu lassen. Für das höchste Gut, das ein Mensch erlangen kann, seine Selbstverwirklichung, wie schon Maslow es nannte, bleibt keine Zeit, denn das Heer der Lohnsklaven muss wachsen.
Schon nach wenigen Jahren wird man auf eine Wüste der Experten treffen, die die Welt bereiste, aber nur die Flughäfen kennen gelernt hat. Die von einem zum nächsten Bürotempel springt, um über Geschäfte zu reden. Die in jeder Hand ein Telefon, aber nie die Hand eines Kindes gehalten haben, denn Kariere ist wichtiger. Sie sind leblose Hüllen des Erfolges, Teile einer Maschinerie, die Ihnen die Jugend und den Willen zum Entdecken nimmt.
Dieses Studium raubt den jungen Menschen ihren wertvollsten Besitz. Sie werden trostlos und werden es bald genug bereuen. Mit Lessings Worten: Die Blume der Jugend ist entblättert, bevor sie erblühte.
Die jungen Leute kennen es nicht anders. Wenn ich als älterer Mensch erzähle, wie wir noch vor 20 Jahren mit dem Geld auskamen, dass ein Facharbeiter Frau und 2 Kinder ernähren konnte und sogar Urlaub drin war, dann schaut man mich ungläubig an.
Nicht nur Studenten, auch Lehrlinge und junge Facharbeiter werden ausgequetscht wie Zitronen.
Man nehme die gehobene Gastronomie, wo 14-Stunden-Dienste normal sind, ohne Überstundenausgleich.
Die jungen Köche ackern "für die Ehre", in einem Sternehaus schuften zu dürfen bis an die totale Erschöpfungsgrenze.
Um am Ende des Monats gerade so die Miete und Rechnungen zahlen zu können. Auto und Urlaubsreisen oder eine Familiengründung sind nicht drin.
Die Versklavung für die minimalen Lebenshaltungskosten ist inzwischen normal.
Und dann wundert man sich über Deflation, jammert, dass die Wirtschaft abschmiert.
Die Leute brauchen Geld in der Tasche, dann klappts auch mit dem Binnenkonsum.
Aber aus unerklärlichen Gründen ist dies nicht erwünscht.