Herr Prof. Bocker, viele sagen, Gold sei auf diesem Niveau bereits viel zu teuer, was ist Ihre Meinung?
1. Teuer ist ein sehr relativer Begriff. 1923 war Gold mit 300 Billionen auch viel zu teuer – Zahlen sagen zunächst mal überhaupt nichts, sondern es hängt von der Kaufkraft ab: was erhalte ich dafür? Das in Euro oder Dollar auszudrücken ist eine sehr bedenkliche Geschichte.
2. Man müsste erst mal die alten Hochs wieder erreichen, bevor man überhaupt ernsthaft über eine Blase sprechen kann. Im Januar 1980 kostete Gold nominal 852 Dollar. Um die entsprechende Kaufkraft auf heute zu übertragen, brauchten wir, wenn wir die amtlichen Inflationsraten zugrundelegen, etwa 2400 Dollar. Wenn wir die echte, die wirkliche Inflationsrate zugrundelegen, die die Hausfrauen spüren, in ihren Taschen und im Supermarkt, an den Tankstellen und den Mieten usw, dann müssten wir nominal bei etwa 7500 Dollar (des aktuellen Dollarwertes) liegen. Diese Kaufkraft entspräche einem Warenkorb gleicher Größe und gleichen Inhalts, wie im Januar 1980. Sobald wir die 7500 Dollar erreicht haben, wären die Investoren, die damals eine Unze Gold gekauft haben, erst wieder – nach ihrer Kaufkraft – gleichgestellt und sie hätten noch nichts gewonnen. Wer damals auf dem absoluten Höhepunkt kaufte, der stellt sich dann erst gleich. Dann jetzt von einer Blase zu sprechen ist mehr als absurd.
Außerdem, in den zyklischen Krisen der letzten Jahrhunderte, wurde jeweils das alte Hoch, das 60-80 Jahre vorher erzielt wurde, um jeweils etwa das Fünfundzwanzigfache übertroffen. Der letzte Sprung war von 30$ in den Sechzigerjahren bis auf 852$ im Jahr 1980 – das dürfte etwa das 27-fache sein (exakt 28.4). Wenn wir dasselbe jetzt wieder erleben würden und dieser Zyklus sich wiederholt, dann müssten wir 7500×25 rechnen, dann wären wir vielleicht bei 100.000$ (7500×25=187.500) Dollar. Ob es soweit kommt, werden wir sehen – das weiß niemand genau. Aber wenn wir von einer Wiederholung dieses Ereignisses ausgehen, wie es in der Geschichte eben schon so oft war, dann werden wir bei absurd hohen Preisen enden, wahrscheinlich in einer echten Blase. Denn in heutigen Dollar ausgedrückt sind 100.000$ pro Unze schon eine Blase. Diese würde platzen, wie alle Blasen und der Goldpreis würde sich vielleicht bei 30.000$ wieder einpendeln für die nächsten zehn oder zwanzig Jahre.
Meine Schätzung für die nächsten 3-5 Jahre liegt bei etwa 30.000$ (Dreißigtausend). Ob es den Dollar bis dahin noch gibt, ist natürlich außerordentlich fraglich. In heutiger Kaufkraft ausgedrückt, wenn alles so bliebe, wie es jetzt ist, denke ich schon, dass Gold absurde Höhen erreichen wird. Das hat natürlich sehr viele Gründe. Irgendwann wird die Bevölkerung sich in großem Stil in die Edelmetalle flüchten, was bis jetzt nicht einmal andeutungsweise vorhanden ist. Soweit ich das sehen kann, bereiten sich maximal 2-4 Menschen von 1000 vor, indem sie Edelmetalle kaufen. Wir sind noch weit entfernt von der 1-Prozentgrenze der Weltbevölkerung. Wenn dieses eine Prozent in die Edelmetalle geht, dann schätze ich, sind wir zwischen 50.000 und 100.000 Dollar – vielleicht noch höher. Aus dem einfachen Grund, weil die Märkte ungeheuer eng sind.
Alles Gold, was die Menschheit in 10.000 Jahren zusammengetragen hat, passt in einen Würfel mit der Kantenlänge von vielleicht 19 Metern, das sind etwa 160.000 Tonnen. Das sind etwa 12 Gramm Gold pro Mensch, bezogen auf die Weltbevölkerung. Beim Silber ist dieser Würfel viel kleiner, wie groß genau, kann man nicht genau sagen – aber es scheint so zu sein, als ob die Silbervorräte sehr viel geringer sind, als die Goldvorräte.
Ich sehe nie nach dem Gold- oder Silberpreis. Ich tue das erst dann, wenn ich plötzlich einen scharfen Gummigeruch in der Nase spüre. Wenn auf der Straße die Autos brennen und die Schaufenster zu Bruch gehen – dann brauche ich es – vorher nicht.
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Hmm – Dreißigtausend oder Hunderttausend Dollar für eine Unze Gold – das wär’ schon was…
Wenn man die langfristigen Gold- und Silbercharts betrachtet (siehe das Buch “Das Silberkomplott”) und bedenkt, was zur Zeit mit den Währungen weltweit geschieht und was daraus entstehen kann/wird, dann kann man nur zu dem Schluss kommen, dass Bocker Recht haben könnte. Vielleicht geht es auch nicht ganz so hoch oder aber noch höher – das ist dann völlig irrelevant. Wenn es Ausschreitungen gibt und Armut – viel Armut – dann werden Edelmetalle extrem wertvoll sein. Der Preis, ausgedrückt in Dollar oder Euro, ist nicht wirklich relevant, sondern die Antwort auf die Frage: was bekomme ich für eine Unze Gold oder Silber? Die Antwort wird regional unterschiedlich ausfallen und auch davon abhängig sein, wie weit die Preise für Lebensmittel gestiegen und für Immobilien, Aktien und andere Finanzwerte gefallen sind.
Letztendlich sind das alles Fragen, die erst dann sicher beantwortet werden können – wenn wir nach dem Ende der Krise zurück schauen. Solange wir nicht wissen, was geschehen wird, bleibt das alles nur Spekulation. Träume schaden zwar nicht, lenken aber vom Hier und Jetzt ab und es nutzt nichts, davon zu träumen, wie reich man irgendwann sein wird, wenn man darüber die handfeste Vorbereitung (Lebensmittel, Wasser, etc.) vergisst.
Und noch etwas – Bocker spricht hier nur von Gold. Falls Gold solche Werte erreicht, welche Preise wird dann erst Silber erreichen? Tatsächlich nur hohe zweistellige Beträge, wie Gburek annimmt? Ich bin der Meinung, dass etwas, das tatsächlich benötigt wird, wie Silber und das ebenfalls Jahrtausendelang als Geld und Wertspeicher Verwendung fand und mittlerweile seltener ist als Gold – durchaus auch teurer sein darf als Gold.
Man darf nicht vergessen, dass sich das historische Gold/Silberverhältnis von etwa 1:15 auf die Relation des Vorkommens der beiden Metalle in der Erdkruste stützte. Das hat sich zwar nicht verändert – aber das sagt nichts aus über die Verfügbarkeit der Metalle, da fast alles jemals geförderte Gold noch vorhanden ist, das Silber aber zum größten Teil verbraucht wurde. Doch wir sind bescheiden – 1000$ für die Unze Silber reichen auch – mehr lehnen wir aber auch nicht ab. Wer stößt schon eine schöne Frau von der Bettkante?