Film von Christoffer Guldbransden (2003) über die Machenschaften der Europapolitiker, wenn sie unter sich sind.
Die Verstimmung unter den europäischen Staats- und Regierungschefs war groß. Dänemarks Ministerpräsident Fogh Rasmussen habe eindeutig die Grenzen überschritten, waren sich die Brüsseler EU-Kommission, die dänische Opposition und Bundeskanzler Gerhard Schröder einig. Was sie so verärgerte, ist Christoffer Guldbrandsens TV-Dokumentation “Alles Banditen” — Wenn Europas Regierungschefs unter sich sind”.
Drei Monate lang hat der Regisseur den dänischen Regierungschef Rasmussen während der Verhandlungen zum EU-Erweiterungsgipfel im Dezember 2002 begleitet. Der dänische Ministerpräsident trug zeitweise ein unsichtbares Mikrophon am Revers, von dem seine Amtskollegen nichts wussten. Der Film zeigt, wie es hinter den Kulissen zugeht, wenn die Staats- und Regierungschefs der EU sich unbeobachtet glauben und über Milchquoten, Beitrittskandidaten und Milliarden-Summen verhandeln. So gesteht Jacques Chirac offenherzig, dass er sich von den französischen Bauern fürchte und daher — gegen seine Überzeugung — deren Agrarpolitik vertrete.
Interessantes erfährt man auch über den deutschen Außenminister. Sein dänischer Amtskollege erzählt dem Ministerpräsidenten: “Weißt du, dass Joschka (Fischer) innerhalb von zwölf Stunden drei verschiedene Meinungen (zum EU-Beitritt der Türkei) gehabt hat?” Und der russische Präsident Putin schimpft unmittelbar nach einer Pressekonferenz, dass doch alle Journalisten Banditen seien. “Alles Banditen” — Wenn Europas Regierungschefs unter sich sind” ist ein spannendes Dokument der Zeitgeschichte.
Der dänische Regierungschef als EU-Ratspräsident 2002 hat die entscheidenden Verhandlungen selbst geführt — und der Zuschauer ist immer mit dabei. Der fertige Film wurde vom Ministerpräsidenten persönlich freigegeben, weil das — wie er sagt — “zu mehr Offenheit über die Hintergründe der Politik” beitrage.
[Quelle Artikelbild: Video]
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