Wie auch immer – die Blase muss und wird platzen. Natürlich kann ich das nicht beweisen – Kaffeesatzleser (Charttechniker) bin ich nicht. Aber ich habe einen gesunden Menschenverstand und der sagt mir, dass es ungesund ist, einen Ballon zu sehr aufzublasen. Irgendwann platzt er – entweder aufgrund von Überbeanspruchung des Hüllenmaterials oder weil sich eine hinterlistige Nadel in die Hülle verirrt hat. Der gestrige Einbruch des Dow sieht aus, wie eine Nadel und diese Form hat mich zu diesem Eintrag inspiriert. Ich denke, diese Nadel wird die Börsenblase zum Platzen bringen. Innerhalb der nächsten zwei Wochen kracht es – und zwar weltweit – das behaupte ich jetzt einmal ganz frech. Mal sehn, ob mein Bauch Recht hat.
Ich hatte meine Minenaktien schon vorgestern verkauft und in EM umgeschichtet. Damit bin ich zu 100% EM-investiert. Heute haben diese Minen-Werte bereits 5-7% verloren. Vorerst bleibe ich der Börse fern und schaue von außen zu, wie das Ding platzt. Es wird wohl eine ganze Weile dauern, bis die Massen an Falschgeld, die diese Börsen- und Anleihen-Blase gebildet haben, zu Staub geworden sind.
Nachtrag: Peter Ziemann meint dazu am 07.05.2010 23:05
Der gestrige Einbruch des New Yorker Aktienindex innerhalb weniger Minuten um fast zehn Prozent wurde nachträglich als ein Fehler eines großen Händlers gerechtfertigt. Allerdings war das eine fadenscheinige Begründung, die den Ernst dieser Situation herunterspielen sollte.Der wahre Hintergrund: Es fand ein massives Unwinding von sogenannten Dollar-Yen Carry-Trades statt. Wer während des Aktien-Crashes einen Blick auf das Devisen-Paar Yen/Dollar geworfen hat, dem ist der explosionsartige Anstieg des Yen um über vier Prozent gegenüber dem US-Dollar aufgefallen.
Was war passiert: Bei Dollar-Yen Carry-Trades verschulden sich Marktteilnehmer im US-Dollarraum in Yen, um in Dollar-Anlagen wie beispielsweise Aktien zu investieren. Trotz der niedrigen Zinsen im US-Dollarraum kann man sich im Yen-Raum noch günstiger verschulden. Außerdem ist die Liquidität im US-Dollarraum begrenzt, so dass man auch nicht unbegrenzt auf die niedrigen Zinskontingente zugreifen kann – man weicht deshalb auf Japan aus. Teilweise handelt es sich um sehr kurzfristige Geschäfte, die immer wieder verlängert werden müssen. Kommt es nun infolge von Liquiditätsmangel im Yen-Raum zu keiner Verlängerung dieser Geschäfte, dann müssen die Anleger schnellstmöglich ihre Dollar-Anlagen auflösen, um ihre Verpflichtungen in Yen zu erfüllen. Es kommt zu einem plötzlichen Verkauf von US-Dollar-Anlagen wie Aktien und zu einer erhöhten Nachfrage nach Yen, weil die durch den Verkauf erzielten Dollar-Erlöse nun noch in Yen umgetauscht werden müssen.
Die gestrige Situation hatte – anders als das die Finanzmedien uns glauben machen wollen – praktisch überhaupt nichts mit den Problemen im Euro-Raum zu tun. Das Volumen der JPY/USD Carry-Trades kann man anhand des Marktabsturzes nur vermuten. Sehr viel spekulatives Geld stützt derzeit die Aktienmärkte. Treten negative Nachrichten am US-Aktienmarkt zusammen mit Liquiditätsmangel in den finanzierenden Währungsräumen auf, droht eine Kernschmelze im US-Dollarraum.
Diese plötzliche Kernschmelze haben natürlich die in Sekundenbruchteilen reagierenden Trading-Programme der Marktteilnehmer erkannt. Man hat Anlageklassen wie Aktien aber auch Öl fast panikartig abgestoßen und die Liquidität in US-Treasuries umgeschichtet. Auch Öl-Kontrakte werden teilweise mit Yen Carry-Trades finanziert. Der Bond Markt für Treasuries ist superliquide und konnte gestern ein Volumen von $400 Milliarden aufnehmen. In einem Papiergeld-Systeme sind diese Papiere diejenigen, die faktisch kein Ausfallrisiko tragen.
Man hat sicherlich auch einen Teil in Gold verschoben. Aber um diese Zeit war die COMEX bereits geschlossen und Access Market ist bei weitem nicht so aufnahmefähig. Was hilft einem ein Markt, der im Falle des Falles lediglich Geldmengen von einigen Milliarden Dollar aufzunehmen in der Lage wäre.
Wie konnte man diese Situation noch unter Kontrolle halten: Erstens durch den massiven Ankauf von Stock Market Future Kontrakten durch die ausführende Institution des Plunge Protection Teams (Morgan Stanley). Zweitens durch massive Bereitstellung von Yen-Liquidität durch die Bank of Japan (BoJ). Diese hat nach Berichten von Bloomberg Notliquidität in Höhe von zwei Billionen Yen (entsprich $22 Milliarden) in die Märkte gepumpt. Nur zur Erinnerung: Eine Notenbank kann quasi aus dem Nichts und sofort praktisch unendlich viel Liquidität in ihrer eigenen Währung schöpfen.
Diesmal war es nicht fünf Minuten vor Zwölf, sondern es fehlten nur noch wenige Sekunden zum Systemkollaps. Damit hätte sich das US-System in einer deflationären Spirale in kurzer Zeit selbst verdaut. Wer nur die Griechenland-Krise im Fokus hat, der verpasst den großen Film, der derzeit aufgeführt wird.
Es geht gar nicht um den Kollaps des Euros, sondern des Gesamtsystems.