Gold und Silber sind Geld, weil sie unbegrenzt gehortet werden – im Gegensatz zu allen anderen Waren.
Monetary Metals, 10.09.2013, Supply and Demand Analysis of Gold and Silver
Nahezu das gesamte Gold, das jemals in der Geschichte der Menschheit produziert wurde, ist immer noch in menschlichen Händen. Das Verhältnis der vorhandenen Goldvorräte geteilt durch die jährliche Produktion beträgt bei Gold 80 Jahre. Für Silber wird es ebenfalls in Jahrzehnten gemessen. Für alle anderen Rohstoffe wird es in Monaten gemessen.
Denken Sie darüber nach. Es bedeutet, dass es kein Überangebot bei Gold und Silber gibt. Wenn die Weizenernte ein paar Prozent höher ausfällt, als erwartet, kann der Preis abstürzen. Wenn der Ölverbrauch ein wenig steigt, kann es zu einem sprunghaften Preisanstieg kommen. Aber im falle von Gold und Silber, hat der Wert nichts zu tun mit der Minenproduktion, der Schmucknachfrage oder dem Elektronikverbrauch.
Stabilität ist genau das, was wir von echtem Geld wollen und erwarten. Die Preise von Gold und Silber, in US-Dollar ausgedrückt, sind instabil, nicht wegen Gold und Silber, sondern wegen des Dollars selbst.
Dies bedeutet, dass man die Grundlagen von Gold und Silber nicht mit herkömmlichen Techniken analysieren kann. Es ist nicht möglich, Änderungen in den Preisen mit Blick auf die Vorräte, die Produktion oder die Nachfrage vorherzusagen. All diese riesigen Vorräte ist ein potenzielles “Angebot”, zum richtigen Preis. Jede Ware und Dienstleistung auf diesem Planeten ist zum richtigen Preis verkäuflich.
Einige Analysten verweisen immer wieder auf die gleichen Grundlagen und Fakten. Die Zentralbanken werden die Geldmenge immer weiter ausdehnen und es werden auch noch andere Probleme im Welt-Finanzsystem auftreten. Das alles ist wahr. Aber es war wahr vor dem großen Crash am 15. April 2013 und ist es auch heute noch. Zwar sind das alles gute Gründe, um Gold (und Silber) zu besitzen – aber sie sind keine guten Gründe, um damit zu handeln.
Ein weiterer Ansatz der herkömmlichen Goldanalyse ist, herauszufinden, wer gerade Gold kauft und wer verkauft. Hier werden die Käufer dann gerne als “smart money” und die Verkäufer als “dumb money” bezeichnet. Oder man studiert die offenen Positionen in den Futures-Märkten, die ETF-Vorräte, oder COMEX-Vorräte usw.
Andere Analysten beobachten die Entwicklung der Kurs-Charts und analysieren sie. Die technische Analyse dieser Charts basiert darauf, aufgrund historischer Preisbewegungen die zukünftigen vorherzusagen. Das funktioniert sogar manchmal, obwohl es nur ein begrenztes Bild ergibt. Der Preis einer Ware kann sich auch aus anderen Gründen verändern. Diese Gründe liegen manchmal auf der Hand, sind aber oft auch unklar und manchmal weiß man auch sehr viel später noch nicht den wahren Grund.
“Monetary Metals” verwendet einen anderen Ansatz. Wir betrachten nicht den Preis. Wir schauen auf die Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage . Wir tun dies, indem wir die Spanne zwischen zwei Preisen vergleichen: Dem Spot-Markt und dem Futures-Markt, die so genannte Basis.
{adinserter im_text}Es ist hilfreich, am Beispiel einer nicht-monetären Ware zu studieren, wie die Basis die Grundlagen von Angebot und Nachfrage anzeigt. Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem LKW direkt vor der Weizenernte zu einem großen Getreide-Silo. Arbeiter sind gerade dabei, die leeren Silos zu reinigen. Sie fragen, wie viel es kosten würde, den LWK mit Getreide zu füllen. Wahrscheinlich werden die Arbeiter in Gelächter ausbrechen… Wenn Sie aber einen großen Geldstapel hervorziehen, könnte Ihnen jemand ein Angebot machen: 25 Dollar pro Scheffel ist der aktuelle Weizenpreis bei sofortiger Lieferung. Wenn Sie das Angebot annehmen, muss der Anbieter wahrscheinlich die Vorräte einer Bäckerei aufkaufen, die dann warten muss bis nach der Ernte, bis sie wieder Brot backen kann. Damit zieht man Ware aus der Lieferkette.
Aber wenn Sie einen Vertrag für die Lieferung im nächsten Monat kaufen, ist der Preis nur 7 Dollar. Wenn der Spotpreis größer ist als der Futurespreis, bedeutet das, dass am Markt knappheit herrscht. Natürlich kann es vorkommen, dass der Weizen ein paar Tage vor der Ernte knapp ist. Weizen wird ständig verbraucht, was bedeutet, dass jeder Scheffel, der produziert wird, auch verbraucht wird. Es gibt keine festen Horter.
Dieser Fall hat einen Fachbegriff: Backwardation.
Hier ist der Beweis, dass Backwardation Knappheit bedeutet. Angenommen, jemand hätte Weizen in einem Lagerhaus. Wie könnte er von der Situation profitieren? Er könnte Ihnen den für 25 Dollar verkaufen und sofort einen Vertrag, für die Lieferung in einem Monat über die gleichen Menge kaufen. Dies nennt man eine Arbitrage. Man verkauft vorhandene Lagerware ab, bei gleichzeitigem Kauf der gleichen Menge zur künftigen Lieferung im Futures-Markt – und behält das Ergebnis (in diesem Fall 25-7 = 18 $). Selbstverständlich hätte jeder, der Weizen bevorratet, die 18 Dollar genommen und damit die Backwardation verringert.
Das Gegenteil tritt beispielsweise einen Monat später auf. In der Erntezeit wird der Markt mit Weizen überfüllt. Aber wenn eine Bäckerei ihre Versorgung sicherstellen will und einen Futures-Kontrakt für die Lieferung in 8 Monaten kauft, dann stellt sie fest, dass dessen Preis höher ist, als der Preis für sofortige Lieferung (am Spotmarkt). Die technische Bezeichnung für diesen Zustand wird als Contango bezeichnet. Contango bedeutet, dass es eine große Menge der betreffenden Ware am Markt gibt – zumindest aber keine Knappheit.
Bei Waren, die sich im Contango befinden, kann man einen Gewinn machen, durch den Kauf der Ware am Spotmarkt und dem Verkauf eines Futures-Kontraktes in der gleichen Menge dagegen. Das nennt man “carrying it“. In der Zwischenzeit zahlt man Zinsen auf das geliehene Geld und Lagerkosten und Versicherungsprämien für die Ware.
Kurz gesagt, ist die Basis ein Maß für die Verfügbarkeit einer Ware auf dem Markt. Wenn die Basis deutlich über Null ist (=Contango) oder gar steigt, dann ist sie reichlich am Markt vorhanden. Wenn die Basis unter Null fällt, dann kann die Ware in Backwardation sein. So wie Backwardation das Gegenteil von Contango ist, ist die Cobasis (Spotpreis – Futurespreis) das Gegenteil zur Basis. Man spricht von Backwardation, wenn die Cobasis > Null ist. Wenn Sie Backwardation hören, sollten Sie an Knappheit oder Mangel denken.
Gold und Silber sind anders als Weizen. Wie bereits gesagt, gibt es bei Gold und Silber keine Überschüsse und auch keinen Mangel. Backwardation in Gold bedeutet, dass es einen Mangel an Gold auf dem Markt gibt. Es gibt keinen Mangel an existierendem Gold, das gehortet wird, anders als bei Weizen, der verbraucht wird. Aber aus irgendeinem Grund sind die Eigentümer von Gold nicht gewillt, es am Markt zu verkaufen, nicht einmal dann, wenn sie damit einen Gewinn machen könnten. Gold-Backwardation sollte nie passieren und es gab auch nie eine – bis zum Dezember 2008. Seitdem kam sie immer wieder.
Backwardation in Gold ist ein Zeichen dafür, dass das Regime von wertlosem, nicht einlösbarem Papiergeld (Dollar, Euro…) zu seinem Ende kommt. Wenn Backwardation permanent wird, dann wird Gold nicht mehr im Austausch für Dollar (oder Yuan, Pfund, Euro, etc.) angeboten werden. Es wird dann keinen “Gold-Preis” mehr geben. Mit anderen Worten: Papiergeld wird wertlos sein.
Das ist nicht nur akademisch – die positive Basis (dh Contango) verschwindet. Das ist ein Prozess bei dem die Angebote, Gold gegen Papiergeld zu tauschen, immer weiter schwinden. Man kann das nicht verstehen, wenn man in der Dollar-Blase lebt, und den “Gold-Preis” sieht, als ob er vergleichbar wäre mit dem Preis einer Apple-Aktie oder Rohöl. Es wäre genauer und besser, den Dollar-Preis in Gewichtseinheiten (Gramm, Milligramm) von Gold oder Silber zu definieren.
In der Zwischenzeit haben wir temporäre Backwardation. Jeder Futures-Kontrakt fällt in Backwardation, wenn er sich seinem Ablaufdatum nähert. In der temporären Backwardation, wenn ein Terminkontrakt sich dem Ablauf nähert, wird er in Backwardation gezogen. Das Angebot fällt, was bewirkt, dass die Basis deutlich sinkt.
Eine Erklärung dafür ist das Überrollen des Kontraktes in den nächsten Monat. Die meisten Händler, die Futures kaufen, nutzen die Hebelwirkung von Kredit. Sie wollen sich das Gold nicht liefern lassen, weil sie nicht über das dafür benötigte Geld auf ihrem Konto verfügen. So müssen sie vor dem First Notice Day verkaufen. Dieser Verkauf drückt den Preis des Futures-Kontraktes – darum fällt die Basis.
Aber die Mechanik des Überrollens des Vertrages kann das Phänomen der vorübergehenden Backwardation nicht vollständig erklären. Während sie vielleicht noch nicht das Ende des Dollars zum jetzigen Zeitpunkt anzeigt, ist sie doch ein Zeichen von Krebs im Kern des Systems. Der wirkliche Grund ist einfach, dass nach 2008 immer mehr Leute das physische Metall haben wollten und nicht mehr irgendwelche Futures-Kontrakte oder sonstige Papiere. Das bewirkte, dass die Preise für Futures und ETF’s gegenüber dem physischen Metall fielen.
Dies bedeutet nicht, dass der Preis für Futures nicht fallen könnte. Vor kurzem ist der Futures-Preis für Gold um Hunderte von Dollar gefallen. Die korrekte Art und Weise, darüber nachzudenken ist, dass die Nachfrage sank, weshalb der Preis fiel. Aber zur gleichen Zeit, stieg die Nachfrage nach physischem Metall im Spotmarkt stark an. Im Ergebnis fiel der Futures-Preis und gleichzeitig stieg die Backwardation und die Cobasis in drei aufeinanderfolgenden Gold-Futures-Kontrakten (August, Oktober und Dezember).
Die obige Diskussion zeigt klar, dass es sehr gute Argumente für den Kauf von Gold gibt! Dies führt zur Frage: Warum fällt der Goldpreis? Warum steigt der Dollar? Eine kurze Antwort darauf ist, dass die meisten Menschen – sogar Gold-Bugs – denken dass der Dollar stabiles Geld ist und Gold ein nicht-preisstabiles Gut. Sie kaufen Gold, wenn dessen Preis steigt und verkaufen es, um Gewinn zu machen oder um Verluste zu vermeiden, wenn der Preis fällt.
Die längere Antwort ist, dass der Dollar die weltweit wichtigste Währung ist, um den Schuldendienst zu leisten. Zu Zeiten, wenn sie unter Druck kommen, versuchen sie krampfhaft an Dollars zu kommen. Das stärkt den Dollar und schwächt im Gegenzu den in Dollar denominierten “Gold-Preis“
Es gibt einen weiteren Vorteil, die Basis zu untersuchen. Es hilft die verschiedenen Verschwörungstheorien zu verstehen. Was würde passieren, wenn jemand eine riesige Menge an Gold-Shorts im Futures-Markt verkauft? Das würde den Futures-Preis relativ zum Spot-Preis nach unten drücken. Das würde sofort eine große Backwardation bewirken. Das geschah angeblich am 15. April 2013 – daher schrieb ich einen Artikel, um das Thema zu beleuchten.
Schauen wir uns eine Berechnung auf realen Grundlagen an. Konzeptionell sind wir interessiert in Carry und Decarry. Wenn der Preis im Futures-Markt höher ist, dann kann jeder die Ware im spotmarkt kaufen und im Futuresmarkt mit Gewinn verkaufen. Andererseits bedeutet eine positive Cobasis dass es profitabel ist decarrying zu betreiben – also am Spotmarkt zu verkaufen und am Futuresmarkt zu kaufen.
Beginnen wir mit einer vereinfachten Definition.
Carry = Future – Spot
Carry bedeutet, am Spotmarkt (Kassa) zu kaufen und Futures zu verkaufen
Decarry = Spot – Future
Decarry bedeutet am Spotmarkt (Kassa) zu verkaufen und Futures zu kaufen.
Um genauer zu sein, müssen wir die Begriffe genau definieren. Wenn man kauft, muss man ein Gebot abgeben (ask). Beim Verkauf, muss man ein Gebot (bid) akzeptieren.
Carry = Future(bid) – Spot(ask)
Decarry = Spot(bid) – Future(ask)
Basis und Cobasis sind die annualisierten Renditen für Carry und Decarry. Wenn man das so betrachtet, kann man diese Renditen mit den Renditen anderer Investition des gleichen Zeitraumes vergleichen.
Es gibt Zeiten, in denen sowohl das Carrying, als auch das DeCarrying negativ sein kann. Das ist in der Regel ein Zeichen von schlechter Liquidität und damit großen Bid-Ask-Spreads. Aber meistens ist einer von beiden positiv. Entweder bietet der Markt einen Gewinn beim Carrying oder beim Decarrying. Es ist nicht möglich, dass beide positiv sind – wenn es das gäbe, dann hätte man ein finanzielles Perpetuum Mobile. [So etwas haben nur die Zentralbanker] [Quelle: ZeroHedge]
- Monetary Metals: Daten und Analysen für verschiedene Zeiträume
- Funktionsweise des Hedge-Geschäftes
- Alles über Futures
Ich habe den obigen Artikel übersetzt, weil ich ihn für wichtig halte, um physisches Gold und Silber – also echtes Geld im Gegensatz zu Falschgeld – wirklich zu verstehen. Allerdings bin ich absolut nicht der Meinung des Autors, dass es keine Markt-Manipulation gibt. Ich sehe das so, dass nahezu sämtliche Märkte manipuliert werden müssen, wenn man eine Papiergeldblase immer weiter aufbläst. Das liegt daran, dass Papiergeld den faktischen Wert NULL hat und nur solange einen relativen Wert, wie Marktteilnehmer existieren, die daran glauben, dass dieses Geld einen Wert hat.