US-Sicherheitsberater Ullmann: Die Verwirklichung einer Weltregierung wird durch freie Informationen behindert. Die Bedrohung durch ein freies Internet ist größer als die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus. – Nur die totale Kontrolle der einzelnen Bürger ermöglicht eine Weltherrschaft durch die Eliten.
Via Casey Research, Autor Rex Van Schalkwyk
Harlan K. Ullman ist Vorstandsvorsitzender der Killowen Group, die führende Personen in Regierung und Wirtschaft berät, sowie ehemaliger nationaler Sicherheitsberater der Präsidenten Gerald Ford und George H. W. Bush. Außerdem ist er der geistige Vater der “Shock and Awe”-Doktrin, die in den Irak-Kriegen für die Verbreitung von Furcht und Schrecken sorgte. Als Autor für das Atlantic Council, eine einflussreiche Denkfabrik mit Sitz in Washington DC, postulierte er, dass “nicht-staatliche Akteure” die Macht haben, das durch den Westfälischen Frieden von 1648 geschaffene “staatszentrierte System der internationalen Ordnung” zu gefährden.
Ullman zufolge ist die Hauptbedrohung durch frei im Internet erhältliche und von Individuen wie Edward Snowden, Bradley Manning und – implizit – Julian Assange (allesamt Whistleblower) genutzte Informationen möglicherweise sogar größer als die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus.
Es gebe, so meinte er, eine “zweite Realität”, die das bedrohen könne, was er eine “neue Weltordnung” nennt. Diese Realität befände sich in den “gescheiterten und scheiternden Staaten” wie Afghanistan und Simbabwe, mit Brüssel und Washington “dazwischen”.
Was aber ist diese neue Weltordnung, von der er spricht? Abgesehen von der Bezugnahme auf eine von Präsident George H. W. Bush in der Folge des Zusammenbruchs der Sowjetunion getätigte diesbezügliche Aussage, macht Ullman keine genaueren Angaben. Wenn man sich jedoch andernorts umsieht, so gibt es zahlreiche Hinweise, worum es sich dabei handelt. Zuvor muss allerdings bemerkt werden, dass sich Ullman explizit darüber beklagt, dass “… ohne eine außergewöhnliche Krise … vermutlich nur wenig unternommen würde, um den durch gescheiterte und scheiternde Regierungen entstandenen Schaden umzukehren oder einzuschränken.” Er ist deutlich auf der Seite derer, die glauben, dass selbst ein scheiternder Staat gerettet werden sollte, wenn nötig auch durch den Mechanismus einer (bei Bedarf künstlich arrangierten) außergewöhnlichen Krise.
Zbigniew Brzezinski ist ein renommierter Politikwissenschaftler, ehemaliger nationaler Sicherheitsberater von Jimmy Carter und, gemeinsam mit David Rockefeller, Mitbegründer der verschwiegenen Trilateralen Kommission. In seinem 1970 veröffentlichten Buch mit dem Titel Zwischen zwei Zeitaltern: Amerikas Rolle in der technetronischen Ära schrieb er: “Zu der technetronischen Ära gehört die schrittweise Etablierung einer besser kontrollierten Gesellschaft. Eine solche Gesellschaft würde von einer Elite beherrscht, uneingeschränkt von traditionellen Werten. Bald schon wird es möglich sein, die nahezu ununterbrochene Überwachung eines jeden Bürgers durchzusetzen und aktualisierte, lückenlose Akten zu unterhalten, die selbst die privatesten Informationen über die Bürger enthalten.” [Hervorhebung hinzugefügt.]
In dem gleichen Werk traf er seine Orwell’sche Voraussage: “In der technetronischen Gesellschaft gäbe es einen Trend hin zur Sammlung der individuellen Unterstützung von Millionen unkoordinierter Bürger, die leicht von anziehenden und charismatischen Persönlichkeiten zu erreichen wären, die die neuesten Techniken zur Manipulation der Emotionen und zur Kontrolle des Verstands nutzen würden.” Es ist also offensichtlich, dass auf dem Weg hin zu dieser neuen Weltordnung der Verstand besiegt werden muss.
In einer Rede vor dem Council on Foreign Relations im Mai 2010 in Montreal warnte Brzezinski vor einem bisher von den Strategen übersehenen Phänomen; er beschrieb es als ein “globales politisches Erwachen”, welches, wie er sagte, die Dinge “sehr viel schwieriger” machen würde, selbst für eine Weltmacht wie die USA.
Es hat den Anschein, dass Brzezinski, wie auch seine geopolitischen Mit-Planer, dazu neigen, verschlüsselt zu sprechen. Hierfür nachfolgend ein gutes Beispiel: Den Mitgliedern der G20, so sagte er, “fehlt in bilateralen Antagonismen die interne Einigkeit untereinander.” Sein geschriebenes Wort hingegen ist eher unmissverständlich. Die schöne neue Gesellschaft, so wie er sie sich bereits 1970 vorgestellt hatte, wäre kontrollierter, da diejenigen, die sie kontrollieren, nicht eingeschränkt wären von traditionellen Werten.
Brzezinskis Beobachtungen über die potentielle Bedrohung (der individuellen Freiheit) des technetronischen Zeitalters zeigen einen außergewöhnlichen Einblick. Ganz bestimmt war seine Voraussage wesentlich präziser als die beinahe drei Dekaden später von James Dale Davidson und William Rees-Mogg in The Sovereign Individual getroffene, worin die Autoren eine Gesellschaft voraussagen, die durch dasselbe Phänomen weitgehend befreit ist von den Fesseln der Regierung. Sollten sich jedoch Ullmans Befürchtungen als wahr erweisen, so werden Davidson und Rees-Mogg möglicherweise rehabilitiert werden.
Man könnte vermuten, Ullman sei ein Schüler von Zbigniew Brzezinski. Die Gefahr, die er für das westfälische Herrschaftssystem durch nicht-staatliche Akteure wie Edward Snowden voraussieht, kann durchaus mit Brzezinskis Besorgnis über ein “politisches Erwachen” gleichgesetzt werden. Darüber hinaus wird deutlich, warum die politischen Institutionen der Vereinigten Staaten und Großbritanniens mit derartiger Heftigkeit auf die Enthüllungen Snowdens reagierten.
Um einen Eindruck über das Ausmaß ihrer Wut zu erhalten, muss man nur auf die Website des Guardian schauen, um zu sehen, wie diese altehrwürdige Zeitung unter Androhung der Rechtsverfolgung zur physischen Zerstörung der Computer, die die von Edward Snowden offengelegten Informationen enthielten, gezwungen wurde. Ein einziges Zitat bringt es auf den Punkt:
“In zwei angespannten Sitzungen im Juni und Juli des vergangenen Jahres forderte der Kabinettssekretär Jeremy Heywood den Herausgeber des Guardian, Alan Rusbridger, eindringlich auf, die Snowden Dokumente herauszugeben. Haywood, der persönlich von David Cameron gesandt worden war, legte dem Herausgeber nahe, die Veröffentlichung von Artikeln einzustellen, die auf durchgesickertem Material der amerikanischen Sicherheitsbehörde NSA und dem GCHQ basieren. An einer Stelle sagte Heywood: ‘Wir können das auf die nette Art erledigen oder wir gehen vor Gericht.’ Er fügte hinzu: ‘Eine Menge Leute in der Regierung finden, Ihre Aktivitäten sollten eingestellt werden.'”
Was der Guardian – gemeinsam mit anderen Publikationen an anderen Orten – getan hatte, war, Details zu veröffentlichen, die die außerordentliche Reichweite der Eingriffe in die individuelle Privatsphäre unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit demonstrieren. Was er jedoch mit seinen Enthüllungen nicht getan hatten, war, gegen den Official Secrets Act zu verstoßen – eine Straftat, die nahezu unmittelbare strafrechtliche Konsequenzen zur Folge gehabt hätte.
Tatsächlich geht es also – natürlich – weniger um Staatssicherheit als vielmehr um Staatsautorität. Das ist es also, was das militaristische Feingefühl von Harlan K. Ullman derart beunruhigt: unbewaffnete, private Individuen haben begonnen, den Einflussbereich eines 370 Jahre alten Herrschaftssystems und die damit einhergehenden unverdienten Privilegien dieses Systems herauszufordern.
Die Idee einer gefügigen Weltpopulation unter der Herrschaft einer Weltregierung, deren Befehlsgewalt sich über das gesamte Universum menschlicher Belange erstrecken würde, taucht immer wieder auf. Schon Karl Marx hatte einen solchen Plan, wenn auch seine Vision ein eher freundliches System der universellen Brüderlichkeit war, in dem sich jeder um den anderen sorgt und die Notwendigkeit eines lenkenden Staates schließlich von selbst verschwinden würde. (Offensichtlich hatte er der biblischen Abrechnung zwischen den Brüdern Kain und Abel keine Beachtung geschenkt.) Bertrand Russell vertrat die Ansicht, dass universelle Übereinstimmung erreicht werden könnte, wenn eine zentrale Autorität – unter strikter Einhaltung eines zuvor festgelegten Rationierungssystems – die Nahrungsversorgung der Welt übernehmen würde.
All den unterschiedlichen Verbesserern des menschlichen Daseins gemein ist der Gedanke (zumindest) einer Periode der freiwilligen oder unfreiwilligen Versklavung. Die gegenwärtige, postsowjetische Idee würde eine permanente, freiwillige Knechtschaft kreieren, in der jeder Staatsbürger ein Mündel des Staats würde. Der Mechanismus ist ein schrittweiser Übergang vom Sozialismus zu einer unausweichlichen Leibeigenschaft, in welcher der Staat den Status einer Gottheit einnimmt.
Wie Zbigniew Brzezinski prophezeit hat, wird es eine Elite geben – denn die Elite wird es immer geben – ebenso wie eine überwiegende Mehrheit Verarmter, so wie es Bertrand Russell vorhersagte. Der Feind dieses Prozesses ist, wie Ullman meinte, das Individuum und die verschwindenden Perspektiven für seine Begleittugend, die persönliche Freiheit, die jetzt am besten durch den unerschrockenen und einsamen Kämpfer, wie Edward Snowden, repräsentiert wird.
Wie es aussieht, hat sich George Orwell lediglich in einer Hinsicht geirrt: dem Zeitpunkt.
Thanks for finally talking about >Auf dem Weg zur NWO: Internet schlimmer als Terrorismus?
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