Der kürzliche, heftige Preisrückgang im Silbermarkt, hat viele Kommentatoren aus dem Mainstream dazu gebracht, Silber für ein obskures und gefährliches Investment zu halten. Wenn man sich die reinen Fakten anschaut und die Manipulationsvermutungen weglässt, dann ist es wirklich erschreckend, dass Silber in nur 4 Tagen 30 Prozent seines Wertes abgab. So ist es kein Wunder, dass diese Kommentatoren vom Platzen einer Blase sprachen. War es wirklich eine Silberblase?
[private levels=”Silberfreunde”]Keineswegs! Da in den letzten Tagen verstärkt über das Risiko einer Anlage in Silber gesprochen wird – was daran liegt, dass die Mehrzahl der Kommentatoren den Silbermarkt nicht versteht – ist es an der Zeit, dieses Thema einmal genauer zu beleuchten…
Es besteht kein Zweifel daran, dass spekulatives Kapital in den Silbermarkt geflossen ist. Im April gab es Rekordevolumina bei SLV, Comex-Futures, LBMA-Transfers und Shanghai-Gold-Exchange-Futures. Tatsächlich wurden im April täglich Silber-Papiere im Umfang von 1,1 Milliarden Unzen Silber gehandelt. Das steht im kräftigen Kontrast zu den tatsächlich, physisch vorhandenen Mengen, die für Investmentzwecke zur Verfügung stehen.
Im Jahr werden etwa 979 Millionen Unzen Silber gefördert und recycled. 657 Millionen Unzen davon werden für industrielle Zwecke verwendet. Somit bleiben lediglich 322 Millionen Unzen Silber für Investmentzwecke übrig – das entspricht 1,3 Millionen Unzen pro Handelstag. Das heißt, dass die gehandelte Menge, die physisch verfügbare um das 891-fache übersteigt! Da stellt sich doch die berechtigte Frage, was handeln die Leute in diesen Märkten eigentlich?
Wenn wir uns den bekanntesten Markt anschauen, die Comex, von der wir glauben, dass dort Silberpreis effektiv manipuliert wird, dann sehen wir, dass an der Comex im April täglich Silberfutures im Umfang von 800 Millionen Unzen gehandelt wurden. Hinzu kommt der völlig undurchsichtige OTC-Handel, der sowohl den physischen Silbermarkt, als auch den Papiersilbermarkt bei weitem übersteigt.
Trotz seiner Dynamik und Komplexität und obwohl viele diesen Markt nicht verstehen, sieht die globale Finanzgemeinde den Handel an der Comex als repräsentativ für den weltweiten, physischen Silbermarkt an. Dabei ist dieser Markt, aufgrund seiner Fremdkapitalbasierten Finanzierung, auf das höchste gehebelt – und das sowohl auf Käufer, als auch Verkäuferseite. Es ist möglich eine Position in Silber zu eröffnen, für “Pennies“, für einige Prozent des eigentlichen Wertes – und hinzu kommt, dass die Kontrakte völlig ungedeckt sind! Die folgenden Schaubilder illustrieren diesen Sachverhalt und zeigen, wie irreal diese Märkte mittlerweile sind.
Schaubild A
[Bildquelle: http://www.industrymailout.com]
Schaubild B
[Bildquelle: http://www.industrymailout.com]
Im Schaubild A wird das gesamte offene Interesse (Open Interest) verglichen mit der an der Comex aktuell lieferbaren Menge Silber. Schaubild B zeigt mit einer steil ansteigenden Linie, das Verhältnis (Ratio) dieser beiden Werte an – es illustriert somit das Verhältnis zwischen Papiersilber und tatsächlich vorhandenem, physischen Silber. Seit Oktober 2010 entwickelt sich dieses Verhältnis immer mehr zugunsten von Papiersilber – da die physischen Bestände gravierend abnehmen. Seit Januar 2009 veränderte sich das Verhältnis von Papiersilber zu Lagersilber von 8:1 bis auf nunmehr 33:1.
Was ist das Bemerkenswerte an dieser Tatsache? Oben wurde gezeigt, dass im April ein tägliches Volumen von 800 Millionen unzen Papiersilber gehandelt wurde – das unterlegt ist mit nur noch 33 (aktuell 28) Millionen Unzen physisch lieferbaren Silbers an der Comex – das ist ein Deckungsgrad von lediglich 4 Prozent! Wenn also nur 5% der Comex-Futures liefern lassen wollen, dann ist die Comex lieferunfähig. Und trotz dieser Entwicklung ging der Silberpreis seit April zurück und tendiert aktuell seitwärts. In allen anderen Rohstoffklassen würde eine fallende Lieferfähigkeit, kombiniert mit steigender Nachfrage zu steigenden Preisen führen – aber offensichtlich nicht beim Silber. Wir werden weiter unten versuchen eine Erklärung für dieses Phänomen zu geben.
Diejenigen, welche den Silbermarkt aktiv verfolgen, werden registriert haben, dass die CME-Gruppe (Comex) Ende April und Anfang Mai, die Hinterlegungszahlung für die Eröffnung eines Silberkontraktes fünfmal in einer Woche um insgesamt 84 Prozent erhöht hat. Das hat die Hebelung dieser, oft auch noch Kreditfinanzierten, Kontrakte erheblich verringert – aber auch die Verluste derjenigen erhöht, die am Morgen des 1. Mai ihre Kontrakte verloren, weil tausende von Verkaufsaufträgen in einen sehr dünnen Markt abgesetzt wurden, was den Silberkurs erheblich einbrechen ließ. Innerhalb von nur 15 Minuten verlor Silber 13 Prozent seines Wertes.
Um das zu illustrieren, stellen wir uns einen hypothetischen Händler vor, der am 28. April 200 Long-Silber-Futures gekauft hat. Zu dieser Zeit musste der Händler 2,565 Millionen Dollar als Hinterlegungszahlung (Initial-Margin) leisten für eine Position mit 1 Millionen Unzen “Silber“ – das entspricht einem Hebel von 18,5. Nachstehend zeigen wir die Konsequenzen, die sich für diesen Händler aus dieser Position ergeben.
[Bildquelle: http://www.industrymailout.com]
Im Anschluss an den Kauf, wird das Konto des Händlers laufend mit den sich aus dieser Position ergebenden Verluste belastet. Wenn die Verluste aus dieser Position das Händlerkonto auf einen Stand bringen, der unterhalb dessen liegt, was als Maintenance-Margin festgelegt wurde, erhält der Händler einen “Margin-Call“ das bedeutet, er wird aufgefordert, sein Konto mindestens auf die Höhe der Inital-Margin aufzustocken.
Alleine die Erhöhung der Margin-Raten zwingt den Händler also schon, zu entscheiden, ob er Kapital nachschießt oder genügend seiner 200 Kontrakte schließt, um sein Konto auf dem geforderten Stand zu halten. Der Händler kämpft aber an zwei Fronten, denn gleichzeitig zu der Erhöhung der Marginraten verzeichnet der Händler Verluste aus einem massiv sinkenden Silberpreis.
{adinserter im_text}Es ist hier sehr wichtig, sich zu vergegenwärtigen, wie die Verluste mit sinkendem Kurs wachsen und das Konto des Händlers enorm belasten. Als Silber am 17. Mai einen Boden fand, addierten sich die Verluste des Händlers auf 14 Millionen Dollar – das ist mehr als das 5-fache seiner ursprünglichen Hinterlegungszahlung von 2,565 Millionen Dollar. Wenn man alle Marginforderungen addiert, die bis zum 17. Mai angefallen sind, dann kommt man auf über 17 Millionen Dollar, das sind 700 Prozent dessen, was der Händler ursprünglich für seine Kontrakte hinterlegen musste. Die Signifikanz einer solch enormen Kapitalreduktion im Zusammenhang mit einer gehebelten Position kann nicht überbetont werden – insbesondere, wenn möglicherweise weitere Marginanforderungen drohen! Die CME weiß das ganz genau und darum hat sie damals auch weitere Marginerhöhungen in Aussicht gestellt.
Der massive Abverkauf von Silber am Morgen des 1. Mai 2011, in einen sehr dünnen Markt hinein, war ein gemachtes Ereignis. Es wurde zu einem, für die Manipulateure, denkbar günstigen Moment inszeniert, um Silber plötzlich, schnell und massiv nach unten zu drücken. Wie sonst könnte man den Verkauf von mehreren tausend Kontrakten innerhalb 15 Minuten – zu einer sonst äußerst ruhigen und illiquiden Handelszeit erklären? Das kann sich in unseren Augen nur um Manipulation handeln.
Doch soll sich der Leser selbst überzeugen und zu diesem Zweck präsentieren wir hier die Zahlen aus dem COT-Report der CFTC.
Der COT liefert uns die wöchentlichen Zahlen des offenen Interesses, aufgeteilt in die einzelnen Kategorien der Haltern von Silber-Future-Kontrakten. Das zeigt uns, wie die einzelnen Gruppen auf die Marginerhöhungen und die sich daraus ergebende Volatilität reagierten. Das folgende Schaublid zeigt das Netto-Open-Interest in den einzelnen Kategorien, in Millionen-Silberunzen.
[Bildquelle: http://www.industrymailout.com]
Zuerst sehen wir, dass die spekulativen Longpositionen in den auf die Marginerhöhungen folgenden drei Wochen von 212,7 Millionen Unzen auf 170,1 Millionen Unzen fiel. Das zeigt klar, dass die spekulativen Investoren Long-Positionen schließen, wenn sie mit steigenden Marginanforderungen und Kapitalverlusten konfrontiert sind. Die Menge der spekulativen Netto-Longpositionen ist um 23 Prozent gesunken.
Die Kommerziellen Investoren (Banken, Hedgefonts, Minen), die mit 212,2 Millionen Unzen short waren, versuchten so viele ihrer Shortpositionen, wie möglich einzudecken. Sie deckten in diesen drei Wochen 42,6 Millionen Unzen ihrer Shortpositionen ein. Die vier größten Short-Seller halten zusammen 29% des gesamten Open-Interest – das ist ein signifikanter Rückgang um 10 Prozent, gegenüber der Situation vor einem Jahr. Dies liegt möglicherweise auch daran, dass Bart Chilton von der CFTC im letzten Jahr öffentlich aussprach, dass es mehre Versuche gab, den Silberpreis zu manipulieren und dass die CFTC das untersuchen sollte.
Könnte der Rückgang der Kommerziellen Shortpositionen mit der möglicherweise bevorstehenden Einführung von Positionsobergrenzen beim Silber zusammenhängen? Möglicherweise – aber wenn dem so wäre, dann können wir davon ausgehen, dass es tatsächlich die Leerverkäufer waren, die bis Mitte Mai die um 30% geringeren Preise nutzten, um sich einzudecken.
Wir schätzen die aktuelle Situation bei Silber als äußerst bullisch ein. Die spekulativen Investoren sollten mit dem Rückgang im Mai aus dem Markt gedrängt worden sein. Die übriggebliebenen Longs scheinen nicht gewillt zu sein, ihre Positionen zu diesen Preisen abzugeben. Diese Silber-Kontrakte befinden sich nun in den “starken Händen“, die nicht übermäßig gehebelt sind und bereit sind, die Volatilität auszusitzen. Außerdem wird das Jahrzehntelange Spiel mit dem Papiersilber vielleicht bald zu einem Ende kommen.
Das Wichtigste in unseren Augen ist aber, dass sich die fundamentaldaten des Silbermarktes in keiner Weise geändert haben. Wi sehen, dass die Nachfrage am physischen Markt ungebrochen stark ist. Die US-Münze gab kürzlich bekannt, dass die Nachfrage nach Silbereagles alle Rekorde bricht und auch die Perth-Mint, die Münze Österreich und die kanadische Münze meldeten ähnliches.
Weiterhin kaufen die Chinesen, die mittlerweile Nettoimporteure sind, in 2010 300% mehr Silber, als noch im Jahr 2009 und es wird davon ausgegangen, dass sich diese Mengen weiterhin erhöhen. Der indische Silberimport wuchs im Jahr 2010 um das sechsfache und dieses Jahr soll dieser Wert, nach Aussage der indischen Edelmetallvereinigung, noch um 43% überschritten werden.
In Utah wurde Gold und Silber zum gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht und der Spread zwischen Ein- und Verkaufspreis wird dort möglicherweise bald abgeschafft werden. Hugo Salinas gibt bekannt, dass die Unterstützung seines Vorschlages, Silber in Mexiko wieder als Zahlungsmittel einzuführen, sehr viele Unterstützer im Parlament fand. Und für Europa erwarten wir ebenfalls weiterhin steigende Silberverkäufe. Wir könnten uns in der Tat kein besseres Umfeld für Silber wünschen!
Das führt uns zu der Frage, wer so große Mengen Silber leer verkauft und warum? Speziell in solch stark gehebelten Papiermärkten, die, wie wir zeigten, nur zu einem Bruchteil mit physischem Silber unterlegt sind. Es dauerte seine Zeit, bis wir verstanden, was vor sich geht…
Wir schauen auf den reellen, physischen Silbermarkt – die Basisdaten für Angebot und Nachfrage kommen vom physischen Markt – und sie werden immer besser für Silber. Aber da existiert noch ein anderer Markt – ein Papiermarkt – der mit dem realen, physischen Markt überhaupt nicht mehr verbunden ist. Trotzdem werden die Preise für das echte, physische Silber in diesem Papiermarkt ermittelt, der keinerlei Bezug mehr zum Realmarkt hat.
Jedoch scheint sich mittlerweile etwas zu ändern. Seit die Geldschleusen mittels QE geöffnet wurden, scheinen die Investoren immer mehr darauf zu schauen, was sie für ihr Kapital bekommen und immer mehr versuchen physisches Silber zu bekommen. Mit dem zunehmendem Kapital, das in den Silbermarkt fließt, werden die Preise wieder steigen und mit steigenden preisen, steigen auch die Verluste der Leerverkäufer weiter an – theoretisch bis unendlich. Das führt uns zur Frage: wer lebt riskanter bei steigenden Silberpreisen, die Käufer einer seltenen und reellen Ware oder die Leerverkäufer, die etwas verkaufen, was sie (noch) nicht besitzen? [Quelle: ZeroHedge, Sprott]
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