In Teil I dieser Serie zeigte ich, dass der Silberpreis auf ein Niveau steigen könnte, das sogar Silberbugs nicht für möglich halten. In Teil II dieser Serie habe ich darauf hingewiesen, dass die Veröffentlichung der Silber-“Papier Vorräte” schon alleine für einen enormen Preis-Schock sorgen würde. In Teil III dieser Serie, werde ich erörtern, warum Silber das Potential für die vielleicht gewaltigste Nachfrage-Hausse in der Geschichte der Waren-Terminmärkte hat.
Die Silberpreis-Spirale – Teil III: morgen | Teil I | Teil II
Jeff Nielson – Bullion Bulls Canada
Wie ich am Anfang dieser Serie erwähnt, ist ein “dreistelliger Preis” für Silber gesichert, während der Preis langfristig bis in den vierstelligen Bereich steigen könnte. In dieser Serie dreht sich alles um die Dynamik des Silber-Marktes. In diesem Teil will ich mich darauf konzentrieren, was wir im Silbermarkt (auf der Nachfrageseite) zu erwarten haben, wenn Silber bis 100$/Unze und darüber hinaus steigt.
Zuerst muss festgestellt werden, dass jeder Warenmarkt über einen Mechanismus zur Selbstkorrektur verfügt, wenn Angebot und Nachfrage nicht im Gleichgewicht sind. Wenn das Angebot die Nachfrage stark übersteigt, fallen die Preise, bis die Nachfrage stark genug stimuliert wird wieder ins Gleichgewicht kommt mit dem Angebot. Umgekehrt, wenn die Nachfrage das Angebot stark übersteigt, steigen die Preise solange an, bis entweder die Nachfrage nachlässt und wieder ins Gleichgewicht kommt mit dem Angebot – oder die Preise werden so hoch, dass bisher unrentable Vorkommen nunmehr wirtschaftlich abgebaut werden können.
Was mich so aufregt, ist, dass dieser Korrekturmechanismus im Silbermarkt anscheinend nicht (mehr) funktioniert. Wie ich bereits angesprochen habe, hat die Vervierfachung des Silberpreises nicht zu einem erhöhten Angebot geführt. Entweder haben wir den Punkt der maximalen Förderung (Silberpeak) überschritten und die jährlichen Produktion fällt ab – oder Silber muss einfach sehr viel teurer werden, damit die Ausweitung der Produktion wirtschaftlich sinnvoll wird.
Die andere Komponente, die wir nicht ignorieren können, ist der “Schrott-Markt”. Das in einem Zeitraum von 5000 Jahren abgebaute Silber, landete nach seiner Entmonetisierung in staatlichen Lagern – die in den letzten 50 Jahren, bis auf kleine Reste, geleert wurden. Das Silber wurde weitgehend industriell verbraucht – mit anderen Worten: es ist unwiederbringlich weg. Da die Lager leer sind, können sie nicht mehr zur Steigerung des Angebots beitragen – somit bleibt nur der Bergbau, um dem Markt neues Silber zu Verfügung zu stellen. Eine andere Quelle sind die privaten Bestände an Tafelsilber etc. die aber beim aktuellen Preisniveau kaum wirtschaftlich recycled werden können.
Es ist nun an der Zeit, die Nachfrageseite genauer unter die Lupe zu nehmen. Was entdecken wir, wenn wir genauer hinschauen? Dass der Preis nicht steigt, wenn die Nachfrage bei gleichbleibendem Angebot steigt. Also funktioniert auch dieser Teil der Selbstregulation des Marktes nicht mehr. Wenn wir in der Wirtschaft, über Angebot und Nachfrage sprechen, müssen wir auch das Konzept der Elastizität betrachten. Waren, bei denen die Nachfrage dramatisch auf Preisänderungen reagiert, nennt man Preis-elastisch. Umgekehrt, nennt man Waren, bei denen die Nachfrage nur wenig auf die Veränderung des Preises reagiert, Preis-unelastisch.
Wir können davon ausgehen, dass wir es bei Silber mit der größten unelastischen Nachfrage aller in unseren Volkswirtschaften verwendeten Waren zu tun haben. Mit anderen Worten: extreme Preissteigerungen von Silber werden nur eine sehr geringe Auswirkungen auf die Nachfrage haben. Es gibt zwei völlig getrennte Gründe, warum die Nachfrage nach Silber unelastischer ist, als für alle anderen.
Zunächst einmal, wie ich schon in Teil I ansprach, ist Silber nicht nur das vielseitigste aller Metalle, bei einigen Anwendungen ist es sogar dank seiner einzigartigen chemischen und metallurgischen Eigenschaften im Wesentlichen ein Unikat – was bedeutet, dass es keine Ersatzstoffe dafür gibt. Viele seiner Eigenschaften sind so viel besser, als die anderer Metalle, dass es effektiv unersetzlich ist – auf dem heutigen Stand der Forschung und Technik.
Unersetzlich ist Silber in seiner antibakteriellen Eigenschaft, die in der Medizin aber auch in der Kleidungsbranche Anwendungen genutzt werden. Bakterien sind außerstande, eine Immunität gegen Silber zu entwickeln – ganz im Gegensatz zu herkömmlichen Antibiotika. Das macht es außerordentlich wertvoll, wenn man bedenkt, dass immer mehr Bakterienstämme Immunitäten gegen die meisten der herkömmlichen Antibiotika aufgebaut haben – mit anderen Worten sind diese Antibiotika gegen die resistenten Stämme wirkungslos geworden. Bei Silber ist das, aufgrund seiner einzigartigen chemischen Eigenschaften unmöglich, was dieses Metall extrem wertvoll und unersetzlich macht – völlig unabhängig vom Preis.
In einer Zeit, wo nahezu alle oberirdischen Silbervorräte verbraucht sind, haben wir somit eine neue Anwendungs-Sparte für Silber, die noch in ihren Kinderschuhen steckt. Im medizinischen Bereich gibt es unzählige Anwendungsfälle, wo die antibakterielle Wirkung von Silber benötigt wird. Als Beispiel für den Nachfrage-Druck auf Silber aus dieser einen Anwendung las ich kürzlich einen interessanten Artikel über eine Initiative der US-Regierung, die US-Krankenhäusern mit einer hohen Todesrate aufgrund medizinischer oder vermeidbarer Fehler bestrafen wollen. Vermeidbare Wiedereinlieferungen alleine kosten das US-Gesundheitssystems 25 Milliarden US-Dollar pro Jahr
Da bereits das gesamte medizinische System unter hohen Kosten zu leiden hat, kann es sich kein Krankenhaus leisten, wegen der geringen Sicherheit oder Qualität seiner Pflege bestraft zu werden. Meist handelt es sich bei diesen Vorkommnissen um vermeidbare, “sekundäre”, bakterielle Infektionen, die in den meisten Krankenhäusern auf der ganzen Welt vorkommen.
Ein Beispiel, was das Ausmaß dieser Infektionen illustriert: alleine in Amerika sterben pro Jahr 30.000 Amerikaner an Infektionen die durch Katheder ausgelöst wurden (catheter-related blood stream infections). Ich bin kein medizinischer Experte – gehe aber davon aus, dass ein Katheder aus Silber oder einer Silberlegierung, viele, wenn nicht alle dieser Probleme beseitigen könnte.
Ein gute Informationsquelle für Investoren, die lernen wollen, für welche Anwendungen Silber verwendet wird, ist das Silver Institute. Unter News und Anwendungen kann man sehr viel über die außerordentliche Bandbreite der Anwendungen von Silber erfahren. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn ich außer den bereits genannten, auch nur annähernd auf die anderen Anwendungen eingehen wollte.
Eine Anwendung, die sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zog, möchte ich aber trotzdem noch vorstellen: mit Silber beschichtete, antibakterielle Sitzbezüge. Es scheint bereits eine beschlossene Sache zu sein, dass solche Sitzbezüge in Krankenhäusern eingesetzt werden, um die Zahl der bakteriellen Infektionen einzudämmen. Die Krankenhäuser müssen alles tun, um die Zahl der vermeidbaren Infektionen in den Griff zu bekommen, andernfalls werden sie in Haftung genommen.
Wer weiß, wie in unserem Rechtssystem mit dem Thema Haftung umgegangen wird, sieht sofort die Notwendigkeit für die Krankenhäuser, alles zu tun, um die Zahl der Infektionen einzudämmen. Während die Zahl der “vermeidbaren Todesfälle” in unseren Krankenhäusern sehr hoch ist (mehr als 10.000 Kanadier sterben jedes Jahr als Folge von “medizinischen Fehlern”), hängt es daran, ob alles getan wurde, um solche Fälle zu vermeiden, ob das Krankenhaus und sein Personal haftbar gemacht wird oder nicht. Wenn bereits die Wahl von antibakteriellen Sitzbezügen die Zahl der Infektionen signifikant reduzieren könnte, dann wäre das eine kostengünstige Möglichkeit für jedes Krankenhaus, die zeigt, dass es etwas in dieser Richtung getan hat. Und sollte ein Krankenhaus damit beginnen, seine Sitzgelegenheiten und Liegen etc. mit diesen Bezügen auszurüsten, würden unsere Rechtsanwälte das Fehlen dieser Sitzbezüge bei anderen Krankenhäusern dazu nutzen, diese bei Rechtsstreitigkeiten deswegen haftbar zu machen.
{adinserter im_text}Weitere Anwendungsmöglichkeiten dieser Sitzbezüge könnte man sich im gesamten Gesundheitsbereich, bei Arztpraxen, Krankenkassen, öffentlichen Bereichen, Schulen, und auch in Fahrzeugen und Flugzeugen vorstellen. Die Ausbreitung von Krankheiten auf der ganzen Welt durch Übertragung von Krankheitserregern durch Passagiere ist vielleicht die größte Gefahr in Bezug auf die Angst vor der “globalen Pandemien”. In antibakteriellen Anwendungen wird Silber nur in ganz kleinen Mengen verwendet – daher ist Silber bei diesen Anwendungen sehr Preis-unelastisch. Auch enorme Preissprünge werden die Preise der damit behandelten Waren nur gering oder gar nicht beeinflussen.
Auch in Sportkleidung wird Silber wegen seiner antibakteriellen Eigenschaften eingesetzt. Jedoch geht es hier nicht darum, Krankheiten zu verhindern, sondern darum, den Geruch zu reduzieren. Bei dieser Anwendung wird überdeutlich, wie klein die eingesetzten Silbermengen im Bezug auf das Endprodukt wirklich sind: In diesem Anwendungsfall wiegt das eingesetzte Silber nur 1/40000 der damit beschichteten Sportkleidung. Die Gesamtmenge der jährlich produzierten, mit Silber behandelten Polyester-Sportkleidung, beträgt 20 Millionen Tonnen. Für deren Beschichtung werden 1200 Tonnen Silber benötigt. Man sieht – trotz der winzigen Mengen pro Kleidungsstück ist der Gesamtverbrauch an Silber, alleine für diesen Anwendungsfall, enorm hoch! Diese Art der Geruchsminderung durch Silberbeschichtung nimmt ständig zu – warum soll man das auch nur in Sportkleidung machen? Grundsätzlich eignet sich jede Art von Gewebe, das mit dem Körper in Verbindung kommt und Gerüche entwickeln könnte, für diese Beschichtung.
Wenn wir aus Vereinfachungsgründen davon ausgehen, dass die Silberbeschichtung 1/40000 des Gewichts der behandelten Kleidung beträgt und Silber 400-mal teurer ist, als die anderen Bestandteile der Kleidung zusammen, dann wäre der Anteil des Silbers an den Produktionskosten der Kleidung lediglich 1%. Das bedeutet, dass bei einer Erhöhung des Silberpreises um das zehnfache der Silberanteil der Produktionskosten dann 10% wäre – was den Preis des Endproduktes um etwa 9% verteuern würde. Ein Preis von 200$/Unze Silber hätte also keine oder nur geringe Auswirkungen auf die Verwendung von Silber bei Sportkleidung.
Antibakterielle Sitzbezüge und Sportkleidung sind nur zwei Anwendungs-Bereiche von Silber. Es gibt noch unzählige andere, wie in der Elektronik, Hochpräzisionslager, Katalysatoren, Solarenergie, Wasserreinigung, Spiegel, Beschichtungen, Batterien, Lotzusätze, und, wie angesprochen, im Medizinbereich.
In einigen dieser Anwendungen wird eine größere Menge Silber gebraucht, damit sind sie empfindlicher auf Preisänderungen von Silber. Wenn Silber aber, aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften, dort nicht ersetzt werden kann, dann wird sich der höhere Preis, mangels Alternativen, nicht auswirken – der Preis des Endproduktes wird sich erhöhen. Hinzu kommt, dass das dort verwendete Silber dann auch leichter und wirtschaftlicher zu recyclen ist.
Weiterhin ist Silber im Schmuckbereich nicht mehr wegzudenken – es entwickelt sich immer mehr zu einem Premieremetall im Schmuckbereich, wie ich in einem früheren Kommentar bereits beleuchtet habe. Mit zunehmendem Preis wird Silber dann auch mehr und mehr als Luxusartikel wahrgenommen – ähnlich, wie Gold oder Platin.
Silber kommt rund 17 mal so häufig wie Gold in der Erdkruste vor Das Silber-Goldverhältnis von 50:1 ist damit völlig unverhältnismäßig. Wenn man bedenkt, dass die weltweiten oberirdischen Silbervorräte nahezu verschwunden sind, dann erscheint das über Jahrtausende gültige Verhältnis von etwa 15:1 angemessener. Wenn man dann noch weiß, dass die Menge des am Markt verfügbaren Silbers mittlerweile kleiner ist, als die verfügbare Goldmenge und die jährliche Nachfrage die Förderung bei weitem übersteigt, dann ist auch ein kleineres Verhältnis, von 10:1 denkbar. Auf jeden Fall aber ist das aktuelle Silber-Gold-Verhältnis absolut lächerlich.
Angesichts der besprochenen Fakten, wird deutlich, dass Silber der am meisten unterbewertete Rohstoff weltweit ist. Damit sollte klar sein, dass es eine massive Erhöhung des Silberpreises geben muss – schon alleine aus dem einen Grund heraus, dass ansonsten alles Silber unwiederbringlich verloren gehen wird – weil ein Recycling auf dem aktuellen Preisniveau nicht wirtschaftlich durchzuführen ist. Ein Preis von 1000 US-Dollar oder mehr pro Unze Silber ist daher durchaus denkbar und nicht übertrieben. Wenn man dann noch die ständig weiter ansteigende Geldentwertung sieht und den damit immer weiter steigenden Goldpreis – dann gibt es bei Silber eigentlich überhaupt keine Grenze nach oben. Letztendlich sind alle Überlegungen zu Silberpreis lediglich Anhaltspunkte, um die Größenordnung des vorstellbaren Preisniveaus zu beleuchten. Es gibt nur einen Faktor, der den Preis bestimmen wird – und das ist ein freier Silbermarkt, den wir zur Zeit immer noch nicht haben.
Zusätzlich wird der Preisauftrieb beschleunigt werden, wenn öffentlich bekannt und akzeptiert wird, dass 2/3 der Silber-Vorräte aus Papier bestehen. Spätestens dann werden die Shorter ihre Positionen eindecken müssen, das wird die Vorräte noch mehr verknappen, wenn nicht völlig aufzehren. Das wiederum wird die Silberverarbeiter aus Industrie und Schmuckbereich dazu bringen, Vorräte anzulegen, um ihre Produktion am Laufen zu halten. Sie werden kaufen müssen und damit den Preis hochtreiben. Die zunehmende Verknappung und die damit einhergehenden Preissteigerungen werden noch mehr Investoren auf den Plan rufen. Letztendlich werden die Shorter, die Verarbeitungs-Nachfrager und die Investoren sich um die letzten Silberunzen streiten. Und wenn sich zwei streiten freut sich der Dritte – nämlich all die Investoren, die zu diesem Zeitpunkt auf wohlgefüllten Silbervorräten sitzen – sie werden gewaltige Preissteigerungen genießen dürfen.
Aus den angesprochenen dynamischen Faktoren ergibt sich, dass sobald der Silbermarkt “explodiert”, wegen der extremen Differenz zwischen Angebot und Nachfrage und dem grassierenden Betrug in Bezug auf die Vorräte, sich der Silberpreis verfünffachen oder gar verzehnfachen kann, ohne dass es zu einem Nachfrage-Rückgang kommt. Diese Nachfragesituation ist einzigartig in der Geschichte der Rohstoffmärkte.
Um diese Serie nicht zu lang werden zu lassen, bin ich gezwungen gewesen, die große Anzahl von Grundlagen zusammen zu fassen, die wie ich noch einmal betonen möchte, beispiellos in der Geschichte der Warenmärkte sind. Dies bedeutet konsequenterweise aber auch, dass die Reaktion, des Silber-Marktes auf den grassierenden Betrug und die erschöpften Vorräte auch etwas anders sein, als wir das jemals erlebt haben. Und jeden Tag, den der Silberpreis weiter so weit unterhalb seines wahren Wertes gehandelt wird, verstärkt noch diese Grundlagen und die Reaktionen darauf.
Heute ist Silber, wie auch Gold, “echtes Geld” – und nie in der Geschichte der Menschheit gab es größere Mengen Falschgeld (Fiat Money). Setzt man beides in Realtion und berücksichtigt die aufgezeigten Fundamentaldaten im Silbermarkt, dann kann man nur sagen, dass diese Chance, die sich hier bietet, wohl nur einmal im Leben eines Menschen vorkommt. Wer jetzt nicht zugreift, wird möglicherweise nie wieder zu diesen Preisen kaufen können – vielleicht sogar überhaupt kein Silber mehr bekommen, wenn die Investoren-Nachfrage erst richtig anzieht und die Markt-Manipulation der Bullion-Banken nicht mehr funktioniert.
Fazit: welche Preise Silber erreichen wird, vor allen Dingen in einer Übertreibungsphase aber auch langfristig betrachtet, das kann selbst verständlich niemand korrekt vorhersagen. Aber man kann die Fundamentaldaten betrachten und versuchen mögliche Entwicklungen zu skizzieren. Was tatsächlich passieren wird, werden wir in einigen Jahren sehen, wenn wir zurückschauen.