Der Mythos des Silber-Überangebotes
Die GFMS will den Investoren weis machen, dass es mittlerweile ein Überangebot an Silber gibt. Nach der GFMS hätte es im Jahr 2003 ein Silber-Defizit gegeben – und im Jahr 2004 ein leichtes Überangebot, das seitdem stetig gewachsen wäre, bis auf mittlerweile 175,4 Millionen Unzen.
Dieses Überangebot wird von der GFMS wie folgt berechnet:
(Minenproduktion+Silberschrott) – (Fabrikation – Münzen&Medaillen) = Überschuss – Defizit
Die Werte von 2010 ergeben demnach:
(735.9 + 215) = 950.9 – (878.8 – 101.3) = 775.5 = +175.4
Die GFMS hat entschieden, dass Münzen&Medaillen nicht zur Nachfrage gehören, sondern zum Angebot. Damit wird das Überangebot im Silber umso größer, je mehr Münzen und Medaillen hergestellt und verkauft werden. Der Großteil der Kategorie Münzen&Medaillen wird von staatlichen Münzen gebildet, die von Investoren stark nachgefragt und nicht wieder eingeschmolzen oder recycled werden. Auf dem nachstehenden Schaubild können wir erkennen, wie die GFMS den Überschuss ermittelt:
101,3 Millionen von den angeblichen 175,4 Überschuss kam von der Nachfrage nach Münzen und Medaillen im Jahr 2010. Es ist interessant, dass die GFMS entschieden hat, diese Nachfrage nach Münzen&Medaillen als Angebot anzusehen und nicht als Nachfrage. Silberschrott aus der Industrie wird ebenfalls dem Angebot zugerechnet.
Wenn wir einen Moment darüber nachdenken, dann offenbart sich der von der GFMS ausgewiesene Überschuss als billiger Buchungstrick. Im Jahr 2010 wurden 215 Millionen Unzen Silberschrott dem globalen Angebot zugeführt. Eine große Menge davon war Recycling-Silber aus industriellem Schrott. Jedes Jahr wird eine große Menge Silber in der industriellen Produktion verbraucht und daraus fällt ein bestimmter Anteil Silberschrott an, der in einem der Folgejahre Teil des Silberangebotes wird.
Wer bitte kauft für teures Geld Silbermünzen, noch dazu mit einem Aufschlag auf den Spot-Preis, um sie dann einschmelzen zu lassen? Auch die Verkäufe von Investoren landen nicht im Silberschrott, sondern werden von den Händlern an andere Investoren weiter verkauft. Ganz bestimmt wird niemand einen Silber-Eagle, Maple Leaf oder Philharmoniker einschmelzen!
Aber da gibt es noch einen anderen interessanten Zusammenhang. Im gleichen Maß, wie die Investment-Nachfrage stieg, stieg auch der Silberpreis mit. Während der Zeit, als es ein Defizit gab, war der Preis sehr niedrig – jetzt, wo es angeblich einen Überschuss gibt, steigt der Preis…
Es gibt verschiedene Analysten, die davon ausgehen, dass es zukünftig immer mehr Überschüsse im Silberangebot geben wird, was den Preis drücken wird. Hier können wir nun sehen, dass das nicht der Fall ist. Im Gegenteil – aufgrund der enormen Investmentnachfrage stieg sowohl der Überschuss und der Preis von Silber. (–> Seite 4)