Markus Bechtel hat auf dem Goldseitenblog über den Unterschied zwischen Verstand und Intuition geschrieben. Dabei verreißt er die Intuition zugunsten des Verstandes, bzw. gibt die Parole aus, dass nur Verstand und Intuition gemeinsam in die richtige Richtung weisen können.
Genau hier geht er in die Falle, in die die meisten Menschen tappen. Der Verstand ist mitnichten einsichtsfähig – er kann sich nur der Intuition, bzw. dem, woraus diese entstammt – nämlich “dem Herzen” oder der Lebensenergie beugen. Das ist die einzige echte Einsicht, zu der der Verstand fähig ist und sämtliche Denker, die den Verstand als fähig ansehen, wirkliche Einsicht zu erlangen, gehen fehl.
Das wird schon dadurch deutlich, dass in einem Erleuchtungserlebnis der Verstand ausgeschaltet wird, weil er schlicht und einfach nicht in der Lage ist, das Erlebte zu verarbeiten. Descartes nahm sein Denken als Beweis seiner Existenz: cogito ergo sum oder ich denke, also bin ich. Ich mache das anders, ich denke nicht über die Existenz und das Universum nach, sondern fühle unmittelbar, was jetzt ist und ich fühle es so: ich bin mir meiner Existenz bewusst, also bin ich. Das kann man abkürzen: ich bin bewusst, also bin ich. Oder noch kürzer: Ich bin. Jeder existiert aber auch im Tiefschlaf und da sind die meisten Menschen nicht bewusst – das heißt aber nicht, dass man nicht auch im Tiefschlaf bewusst sein kann…
Was ausnahmslos jeder fühlt ist: Ich bin. Und wenn dann, neben diesem schlichten Bewusstsein, zu existieren, auch noch ein zum Denken geeignetes Gehirn da ist, dann kann es entsprechend benutzt werden. Aber man darf sich sein Leben nicht erdenken oder planen. Das Leben gibt vor, wo der Weg verläuft und wer Zugang dazu hat, indem er seinem “Herzen lauscht“, der weiß, wo der Weg verläuft und geht freiwillig in die richtige Richtung. Alle anderen gehen auch in diese Richtung – aber sie werden oft dahin geschleift, weil sie partout nicht in diese Richtung wollen. So funktioniert Leben und nicht anders.
Daher darf es nicht heißen: “Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen”, sondern: “Habe Den Mut, Deinem Herzen (=Leben, Instinkt, Intuition) uneingeschränkt zu folgen und wenn Du dazu Deinen Verstand benutzen musst, dann tue das.” Im Film Braveheart gibt es eine Szene, wo der tote Vater seinem Sohn im Traum erscheint und sagt: “Dein Herz ist frei, habe den Mut, ihm zu folgen.” Genau das ist damit gemeint!
Wer glaubt, irgendwie den Verstand mit dem Herzen zu mischen und dann eine sogenannte “Vernunft” zu erhalten, der ist lediglich ganz banal auf seinen Verstand hereingefallen. Der hat nur den “Verstand” in “Vernunft” umbenannt und tut nichts anderes als vorher: das Herz zu ignorieren. Dann kommen so Argumente, wie: ich muss doch wählen oder wo führt das denn hin, wenn ich nur auf mein Herz höre? Aber wer das tut, der belügt sich nur selbst. Es gibt keine Vernunft, es gibt nur den Verstand, der sich in beliebig viele Mäntelchen kleidet, in genau so viele, wie nötig sind, um seinen Träger zu verwirren.
Es ist nötig, sich aus diesem Verstand zu verabschieden – und dem Instinkt und der Lebenskraft zu folgen. Das hat absolut nichts mit “menschlicher Wärme” zu tun, wie Bechtel schreibt. Sämtliche Entwicklungen, die wir auf diesem Planeten und im Universum sehen, sind ein Ergebnis des Lebens – auch der Mensch und seine oft “grausamen” Taten. Aber wer definiert denn “gut“, “böse“, “grausam” oder “menschliche Wärme“? Das ist der Verstand! Daher gilt: wer “Herz” mit “menschlicher Wärme” oder “Gefühlen” gleichsetzt hat nicht nur nichts verstanden, sondern ist vollständig im Verstand gefangen. So jemand denkt pausenlos in Schleifen und Kreisen und kommt zu keinem Ende. So etwas nennt man Wachschlaf. Sorry – aber auf dieser Ebene wird gar nichts erkannt – hier wird nur verschleiert.
Große Taten werden immer von Menschen ausgeführt, in denen das Leben stark ist – von Tätern und nicht von verstandeskranken Denkgeschwüren. Wer wirklich begreift, wie Leben funktioniert und bereit ist, sich dem Leben hinzugeben, der verwendet den Verstand nur noch als Werkzeug, wie einen Computer. Intuition ist nicht, etwas zu wissen, sondern immer nur Wissen um. Man kann es auch direktes Wissen oder direkte Einsicht nennen – es ist ein wortloses Wissen, das spontan aufscheint und dem niemals ursächliche Denkvorgänge vorausgehen. Man muss es sogar anders herum sagen: Direktes Wissen kann aufscheinen obwohl gedacht wird. Denken kann niemals neues Wissen erzeugen – allenfalls neue Gedanken. Und Gedanken sind kein Wissen, sondern nur Worte.
Das hier Gesagte entspringt selbstverständlich keinem Buch oder Text – ich beziehe mich hier auf meine direkte und ständige Erfahrung. Das ist ein gravierender Unterschied, zu einem, der Worte aus Büchern lernt und dann sagt, dass er Wissen hat. Ich habe kein Wissen – ich bin Wissen. Das gilt für jeden anderen genauso, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist.