Ich habe den folgenden Artikel hier eingestellt, weil er und das Manuskript, aus dem er stammt, gerade jetzt besonders wichtig sind. So irrational es sich auch anhört – aber die Hexenverfolgung ist faktisch ursächlich für unser heutiges Dilemma! Zitat:
Diese systematische und massenhafte Ermordung von Frauen, die Trägerinnen des tradierten medizinischen Wissens waren und die den unbeschwerten d.h. folgenlosen Sexualgenuß der unterjochten Bevölkerung ermöglichten, hatte einen kühlen rationalen Grund, dem sich alle Gelehrte und Größen der damaligen Zeit (Albertus Magnus, Roger Bacon) vorbehaltlos anschlossen. Es ging schlicht und ergreifend um die Verteidigung der Reichtumsabschöpfenden Sonderinteressen der herrschenden kirchlichen und adeligen Kasten in einer ökonomisch und sozial angespannten Situation. Die Installierung und Durchsetzung der sexualfeindlichen Moral war ein Mittel um ihre Privat-Interessen zu verteidigen, allerdings mit ungeheuerlichen langfristigen Folgen. [Quelle]
Über die Hexenverfolgung – und warum sie noch unverstanden und gleichzeitig wichtig ist.
von Ottmar Lattorf (Quelle)
Man könnte meinen, so ein altes Thema hat für unser heutiges Leben keine Bedeutung mehr. Manche sagen sogar, über die Hexen-Verfolgung sei schon alles gesagt worden. Aber weder das eine noch das andere ist wahr. Eher ist es so, dass die Hexenverfolgung einer der schwerwiegendsten sozialen Katastrophen der letzten 1000 (Tausend!) Jahre war, mit Resultaten an denen wir – ohne es zu ahnen – heute noch leiden. Z.B. haben wir den Verlust von effektiven, pflanzlichen Verhütungsmitteln zu beklagen; ebenso die Neurotisierung des Gefühlslebens und die Gräben zwischen den Geschlechtern. Selbst die Bevölkerungsexplosion bzw. das Auftauchen des Phänomens der Masse hat damit ursächlich zu tun. Allein schon der zeitlich Faktor war immens: immerhin hat die Verfolgung mehr als 400 Jahre gedauert. Die Hexenverfolgung hat zu einer totalen Veränderung der Mentalität und der menschlichen Fühlweise geführt, die aber dann epochal und bestimmend wurde: die Fühlweise des neurotischen, modernen Menschen.
Durch den Prozess der Hexenverfolgung kam es in einem wichtigen Bereich des menschlichen (Selbst-) Erkenntnisprozesses, – im Bereich des Fühlens – zu Tabus und Behinderungen, die flächendeckend und epidemisch eingeführt und kultiviert wurden. Es kam zu Tabus und emotionalen Behinderungen die den Menschen vorher unbekannt waren. Obwohl wir uns heute in den westlichen Industriegesellschaften auf dem Höhepunkt einer kulturellen Entwicklungs-Stufe wähnen, kann man dass, was die Liebesfähigkeit, die Fühlfähigkeit, die Sexualität und das Liebesleben der Menschen anbelangt, bezweifeln. Es scheint eher so zu sein, dass wir uns diesbezüglich in einem der tiefsten Jammertäler befinden in das Menschen hineingeworfen werden können! Das durchschnittliche Liebesleben in den Industriestaaten scheint der unterentwickelte Rest, eine Degenerationsform dessen zu sein, was in alten, anderen oder primitiven Kulturen zwischen den Geschlechtern an Selbstschauung und Ekstase möglich war! Und einer der Hauptgründe für die Rückentwicklung war die Hexen-Verfolgung.
Wenn man die Geschichte der Menschheit im Hinblick auf das Liebesleben und den Gefühlen erforscht und Hinweise sammelt, die Rückschlüsse auf die Qualität der Beziehungen zwischen den Geschlechtern zulassen, findet man, dass es in vielen alten Kulturen (z.B. im europäischen Mittelalter, im alten Griechenland, im alten China, im alten Indien) und in vielen sog. primitiven Stämmen (z.B. bei den nordamerikanischen Indianern, bei den Pygmäen, im Regenwald Indiens oder der Südsee) einen sehr viel liebevolleren, solidarischen, geduldigeren und sexualfreundlicheren Umgang unter den Menschen gegeben hat, -und zum Teil noch gibt- als das, was wir aus unseren entwickelten Industrieländern wahrnehmen.
In viele dieser alten Zeiten oder primitiven Gesellschaften hatten/haben die Menschen auch eine ganz andere Vorstellung von einer Lebensqualität und einem Lebensstandard, wie er heute in den westlichen Industrieländern definiert wird. Und das gilt auch für unseren Vorfahren so. Viele Völker und (verloren gegangenen) Gesellschaften haben dem emotionalen und sexuellen Fühlen einen sehr hohen Stellenwert eingeräumt. Auch im Europa vor der Hexenverfolgung. Viele dieser Gesellschaften waren/sind von einem ethischen Blickwinkel aus betrachtet, erstaunlich friedlich, erstaunlich human und scheinbar menschlich hoch entwickelt. Nicht alle. Aber doch einige. Die Komplikationen zwischen den Geschlechtern in den Industriestaaten und die vielfältigen psychologischen Probleme stellen nicht den Normal-Standard innerhalb menschlicher Gesellschaften dar, sondern sind das exklusive typische Kennzeichen der Neuzeit und der Ausbreitung des Patriarchats.
Die Kultivierung der sexuellen Kraft und der menschlichen Liebe zur gegenseitigen Erbauung und Stärkung, wie es aus dem alten Indien, alten China, von matriarchalen Stämmen oder auch noch in Ansätzen aus dem europäischen Mittelalter bekannt ist, ist als Volks-Mentalität innerhalb der kapitalistischen Gesellschaften verschwunden. Eine solche wäre ja auch glatt marktschädigend. Ein Gut das frei und leicht für jedermann verfügbar ist, wie z.B. die Liebe, ist schlecht für die kapitalistische Wirtschaft. Es liegt in der Natur dieses Wirtschaftsystems aus allen Lebensbereichen und besonders aus Notlagen Profite zu schlagen.
Die herrschenden Eliten haben es in der frühen Neuzeit gelernt, dass eine solche vitale Energie, wie die der menschlichen Sexualität zu Steuerungs- und Strukturzwecken genutzt werden kann. Durch die Zerstörung und die Irritierung der Liebesfähigkeit des Menschen und Verknappung derselben entsteht nicht nur ein neuer Markt: die Prostitution, die Sex -und Porno-Industrie, sondern es entstand auch eine ganz andere soziale und wirtschaftliche Dynamik in der neuen Massengesellschaft von hörigen Menschen. Der herrschenden Eliten lernten: Je mehr einer zur Entsagung, zum Verzicht selbst auf seine elementarsten Bedürfnisse bereit war, umso müheloser ließ er sich kommandieren.
Doch das ängstliche Gehorchen hat seinen Preis mit dem wir heute alle leben: Emotionalen Komplikationen in den Liebesbeziehungen, in den Ehen und in den Familien sind heute ein alltägliches Massenphänomen in den Industriestaaten. Dazu kommt, dass der Mensch ohne die Möglichkeit zu wiederholter, sexueller und emotionaler Befriedigung und Anerkennung auf Dauer in Traurigkeit, Selbstzweifel und Depression stürzt. Er wird sauer, komisch und psychisch krank. Infolgedessen tendiert der Mensch im kleinen sozialen Rahmen, wie auch in der großen Politik zu unbewusst ausagierten Irrationalitäten und materiellen Kompensationen. Diese materielle Kompensation des ungelebten Lebens (K. Tucholsky) bezeichnen die tumben Wirtschaftswissenschaftler der Universitäten als den Lebensstandard der westlichen Industrie-Nationen!
Die einfache Akzeptierung dieses materiellen, westlichen Lebensstandards als einen erstrebenswerten Soll-Zustandes- für Jedermann (in seiner Zuspitzung auch als the american way of life genannt) ist zu einer Legitimation für die weltweite Ausplünderung und Ver-Konsumierung aller Ressourcen der Erde und der Kräfte der Menschen geworden. Bei Heroinsüchtigen würde man an dieser Stelle von Beschaffungskriminalität sprechen. Für die krankhaften Bedürfnisse und Kompensationen der (noch) Geldhabenden Konsumenten in den Metropolen der 1. Welt und für die unendliche Gier nach immer größeren Gewinnmargen der großen trans-nationalen Multis und ihrer Vasallen in den Parlamenten finden die globalisierten Massen-Medien jedoch nur sehr schmeichelhafte Worte: Fortschritt, Entwicklung, die Wirtschaft floriert, der Markt boomt, die Wirtschaft wächst…
Die Hexenverfolgung und die daraus resultierenden sozialen Prozesse haben zu einer Umstrukturierung des liebesfähigen Menschen zum Homo Normalis der Industriegesellschaft geführt. Zudem hat sich diese emotionale Umstrukturierung als ein sehr effektiver und kostensparender Kontroll- und Steuerungs-Mechanismus der Herrschenden herausgestellt. Autoritär erzogene und (unbewusst) ängstliche Menschen sind sehr viel leichter zu manipulieren.
So ist unsere heutige Fühlweise nicht mehr natürlich, sondern die Folge eines langen blutigen Krampfes gegen die Geschlechtslust und gegen die Selbstbestimmung des Menschen im Allgemeinen und stellt den entsetzlichen individuelle Preis dar, den der moderne Mensch und seine Vorfahren in den letzten 500 Jahren für die Konstituierung der bürgerlichen, patriarchalen Industriegesellschaft zu bezahlen hatte. Mit unseren privaten Neurosen bezahlen wir für die Existenz des kapitalistischen Patriarchats als solches. Aber nicht nur das: unsere privaten Neurosen sind der beste Garant für die Perpetuierung (Konservierung und Erhaltung) dieses bürgerlichen Patriarchats, weil diese Lebensform immer wieder sekundäre Bedürfnisse (Gier, Neid) erschafft, die ausgeglichen werden müssen. Für die es dann auch wieder einen Markt gibt….
Die folgsamen Menschen-Massen, die liebesgeschädigten Neurotiker und Psychotiker sind alle das gewollte psycho-soziale Resultate eines mörderischen Krieges gegen die Geschlechtslust und Sexualkultur unserer Vorfahren. Ein Krieg unter dem zynischen Motto Der Heiligung des Lebens an dessen Ende, Millionen von Frauen und dass Wissen über pflanzliche Verhütungsmittel verloren gegangen waren. Ein Krieg, der zu Beginn der Neuzeit von der römisch-katholischen Kirche in Europa geführt wurde, um in einer historischen Notlage die Zahl der Geburten zu steigern.
Man hat in einem 500 Jährigen blutigen Kampf, den Frauen den biologischen Wunsch nach Kindern eingebläut, egal in welcher Situation sie lebt. Man hat die Genußsexualität auf die Fortpflanzungfunktion reduziert und alles andere (singen, tanzen, unzüchtig sein) zu einem todesstrafwürdigen Delikt gemacht.
Und obwohl es in unseren Geschichtsbüchern von Kriegen nur so wimmelt, werden wir in keinem Schulbuch über diesen entscheidenden Krieg um den Verstand und die Herzen der Menschen aufgeklärt. Ein Krieg der bis heute andauert und kultiviert wird, wenngleich die entscheidende militärisch-terroristische Phase in der Hoch-Zeit der Hexenverfolgung (ca. 1450 bis 1650 ) lag. Und es war ein Krieg, dem eine Propaganda-Schlacht vorausging, die für die damalige Geschichte beispiellos war, aber für heutige Propaganda-Kampagnen beispielgebend ist. Dieser Krieg der um die Kontrolle der Gebärtätigkeit der Frauen geführt wurde, führte nicht nur zur Entsolidarisierung zwischen Mann und Frau, nicht nur zum Verlust von medizinischer und hygienischen Kultur (z.B. pflanzliche Verhütungsmittel) und zur Erosion von Volkskultur im Allgemeinen, sondern führte auch in die Bevölkerungsexplosion.
Nachdem es dann ein Zuviel an Kindern gab, wurde eine neue Form öffentliche Einmischung in das sexuelle Leben des Menschen installiert:: die Erziehung der Kinder ward geboren. Die Pädagogik und die Sexualpolitik wurde im Laufe der Hexenverfolgung zuerst von den Ordensbrüdern und Schergen der katholischen Kirche
erfühlt, entwickelt und kultiviert. Die darauf folgende Installierung von Angst in unseren Seelen durch die schwarze Pädagogik, die Förderung und Etablierung von Dummheit und der Aufbau einer moralischen Instanz, einer Art Gehirnpolizei, waren große zivilisatorische Errungenschaften der bürgerlich-rüh-kapitalistiscen Zeit am Ende der Hexenverfolgung.
Das Menschenmaterial (Gunnar Heinsohn) wurde im Laufe der Neuzeit an die technischen und ökonomischen Vorgaben des aufkeimenden bürgerlichen Kapitalismus angepasst. Es gab auch Widerstand dagegen, aber die privaten Neurosen einer Elite –der Herrschenden des Spätmittelalters- generalisierten sich, bereiteten sich als soziale Seuche aus und führten am Ende zur Anwendung von Stechuhren und Stechschritte. – Der moderne Mensch, der Homo Normalis ist also nicht einfach so organisch, evolutionär in die heutige Geschichte hineingewachsen, wie man sich das so normalerweise vorstellt, sondern er wurde einst über eine Periode von 500 Jahren herbeigemordet und herbeigezüchtet!
Das ist deshalb wichtig zu verstehen, weil der moderne Mensch in den Industriegesellschaften heute mehr denn je herausgefordert ist, entsprechend seines humanistischen Anspruchs, den er sich im 20 Jahrhundert zugelegt hat, auch zu handeln. Das mangelhaftes Bewusstsein und die deformierten emotionalen Grundstruktur des modernen Menschen, der sogenannte subjektive Faktor wie man es zu 68 Zeiten analysiert hat, stellen heute eins der größten Hauptprobleme auf der Erde dar. Die Menschen in der 3. Welt versuchen bereits die tumben Bürger der 1. Welt wachzurütteln. Es liegt im Moment an uns, den emotional unterentwickelten Menschen in den industriellen Metropolen, die Probleme die dieses kapitalistische patriarchale Wirtschaftssystem global geschaffen hat, zu erkennen und zu handeln. Es leiden nicht nur die sensiblen Geister in den industriellen Metropolen, der ganze Planet leidet, die Völker leiden, die Natur leidet.
Für die kurzfristige Gewinnmaximierung der wenigen trans-nationalen Konzerne haben wir, die modernen mediengedopten Weltentrottel mittlerweile dermaßen große Risiken in Kauf genommen (z.B. die langsame Zerstörung der Lebensgrundlagen für uns, andere Völker und andere Kreaturen), daß sich längst die Frage nach der geistigen Gesundheit des Homo Normalis gestellt hat. Zweifelsohne ist der normale Bürger in der heutigen Des-Informations-Gesellschaft aber auch Manipulationen gigantischen Ausmaßes ausgesetzt, die historisch einmalig sind. Es herrscht ein Medien-Krieg um das Bewusstsein des Menschen und ein Verdummungs-Krieg gegen die Interessen der Menschen.
Individuelle Neurosen, gesellschaftliche Irrationalitäten und Perversionen aller Art haben längst unseren modernen Alltag durchdrungen und werden heute systematisch von den Medien-Konzernen, der Verdummungs-Industrie hochgekitzelt und kultiviert.
Es ist an der Zeit, dass wir die vielfältigen Verbindungen zwischen unserem kleinen (Liebes-)Leben und dem großen Kosmos, zwischen dem emotionalen und sexuellem Unglück oder Glück der Menschen und die Wirkung dessen auf die wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten in unserer Gesellschaft erkannt werden.
Man kann heute nicht mehr auf irgendwelche politische Parteien warten in der Hoffnung, dass sie dann zu einer Revolution aufrufen oder die Probleme für uns lösen. Wir alle sind selber gefragt. Jeder einzelne von uns. Wir sollten lieber uns selber und unsere Befindlichkeit und unsere Subjektivität ernst nehmen und die Wechselwirkungen zwischen dem sog. subjektiven Faktor (der Mensch mit seinem Gefühlsleben) und der politischen und wirtschaftlichen Realitäten besser kennenlernen, damit man sie erfolgreicher verändern kann. Das Arbeiten an unserem Bewußtsein, das Heilen von Traumatas und psychischen Verletzungen in Selbstverwalteten, unkommerziellen Kreisen ist eine sehr sinnvolle Arbeit und ein Gebet und kann nicht nur die Gräben zwischen den Geschlechtern verschmälern, sondern auch eine friedlichere Welt erschaffen.
Es war mein Wunsch hierzu ein wenig beizutragen.
Ottmar Lattorf im Dezember 2003
Nehmt euch die Zeit und lest auch das Originalmanuskript,
es lohnt sich – versprochen!
es lohnt sich – versprochen!
blabla scheiß geschichte
Ganz erstaunlicher Beitrag, welchen Sie da gepostet haben. Wissen Sie bereits, eine gute Loesung fuer die Problemstellung?