Wenn der Rücktritt eines Politikers zu seiner besten Leistung wird, ist es an der Zeit, über Grundsätzliches nachzudenken. Es fällt beim Rücktritt von Horst Köhler, immerhin dem deutschen Staatsoberhaupt, auf, dass eigentlich niemand wirklich schockiert ist außer (vorgeblich) einigen Angehörigen der politischen Klasse. Der Bevölkerung ist es weitgehend egal.
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Vielleicht ist die Selbstabwicklung der politischen Klasse, die momentan vor sich zu gehen scheint, gar nicht so schlimm. Wenn es nicht mehr auffällt, dass kein Politiker mehr da ist, haben wir einen wirklich freiheitlichen Zustand erreicht. [Quelle]
Roland Koch und Horst Köhler, beide sind freiwillig gegangen – beide haben nicht wirklich gesagt, warum. Beide bekommen für ihre wertvolle Arbeit lebenslange Pensionen. Und um beide ist es nicht schade.
Ausgesprochen schade ist es nur, so etwas überhaupt sagen zu müssen. Warum ist es in unserem Land so, dass die größten Pfeifen uns regieren? Eigentlich sollte es doch so sein, dass die klügsten und integersten Menschen die anderen regieren. Bei uns ist es genau umgekehrt – bislang noch.
Warum ist das so? Liegt es an der Bezahlung oder an den Arbeits-bedingungen? Sind vielleicht die Toiletten ungenügend? Oder liegt es am Ende an uns, dem Volk?
Gehen wir das doch einmal am Beispiel des Bundespräsidenten durch (Stand 2009):
Bezahlung: 199.000€
+ Aufwandsentschädigung: 78.000€
+ luxuriöser Dienstwagen mit Fahrer
+ freie Wohnung im Schloss Bellevue
Wohnung und Arbeitsumgebung: Schloss Bellevue, Berlin
Da kann man doch nichts sagen – am Gehalt und der Arbeitsumgebung kann es nicht liegen. Auch die Toiletten sollten in solch einem Gebäude angemessen sein. Dann kann es eigentlich nur an uns liegen – dem Volk.
Wenn solche Pfeifen Bundespräsident werden und es nicht an der Bezahlung und den Arbeitsbedingungen liegt, dann kann das nur daran liegen, dass intelligente, anständige, aufrechte, der Wahrheit verpflichtete Menschen keine Lust oder keine Chance haben, solch ein Amt auszuüben. Bundespräsident zu sein ist sicherlich nicht der Traumjob, weil man da kaum etwas gestalten kann. Aber es ist doch immerhin eine ehrenvolle Aufgabe, Bundespräsident zu sein – oder etwa nicht? Ist es wirklich eine Ehre, ein Volk von schlafmützigen, ferngesteuerten Fernsehglotzern zu repräsentieren – hmm, nein, das kann man eigentlich nicht sagen.
Dafür darf man als Bundespräsident an vielen Empfängen teilnehmen, mit gutem Essen und feinen Getränken. Man ist dort in Gesellschaft von illustren Gästen und wichtigen Persönlichkeiten. Für Machtgeile Speichellecker wäre das sicher erstrebenswert, einen ehrlichen und aufrechten Menschen würde das aber eher abschrecken.
Fazit: wir haben die Politiker, die wir verdienen! Ehrliche Menschen würden nie in die Politik gehen, weil sie dort nicht sagen dürfen, was sie denken und fühlen. Sie müssten sich verstellen, um gewählt oder wiedergewählt zu werden. Aber ein ehrlicher Mensch würde nicht lügen, würde sich nicht verstellen und vom System und seinen Zwängen verbiegen lassen.
Die Bedingungen, unter denen Politiker arbeiten müssen (oder dürfen), sind offenbar genau so, dass lügende, sich verstellende und manipulierende Menschen angezogen werden. Zudem kommt hinzu, dass in Deutschland eine Parteiendiktatur herrscht. Nur wer in eine Partei eintritt und sich von unten nach oben durcharbeitet, bis er den richtigen Stallgeruch angenommen hat, wird vielleicht irgendwann zur Wahl nominiert. Die Parteien wirken wie ein Mechanismus zur Gehirnwäsche und als Filter, so dass oben nur das herauskommt, was den Parteien entspricht. Das ist so, wie wenn man ein Zäpfchen in den Hintern einführen und am anderen Darmende wieder herausholen würde. Das Zäpfchen hat dann den Geruch und die Verfassung, die genau dem Darm entspricht, den es durchlaufen hat. Erweist sich das Zäpfchen als nicht resistent gegenüber den Darmbakterien (=Parteimitglieder), würde es von diesen zersetzt werden. Ich weiß, das ist kein besonders appetitlicher Vergleich – aber er hat den Vorteil, dass jeder versteht, welche Funktionen die Parteien ausüben.
Da stellt sich doch die Frage, wie schaffen wir es, die Menschen an die Schalthebel der Macht zu bekommen, die wir dort dringend benötigen?
- Die Parteiendiktatur muss weg – Chancengleichheit für alle Parteien muss hergestellt werden
- Das Wahlgesetz muss so geändert werden, dass auch Parteilose Personen gewählt werden können. Für was brauchen wir überhaupt Parteien? Das Volk soll die Politik bestimmen!
- Wahlpflicht statt Wahlrecht. Warum Wahlpflicht? Weil jeder sich kümmern muss, keiner darf die Entscheidungen auf andere abschieben. Wer sich nicht kümmert und nicht mittut, ist ein Schmarotzer – weil sein Nichtstun dazu beiträgt, wieder zentralistische Strukturen zu errichten.
- Das Volk muss die eigentliche Verantwortung tragen – jede Entscheidung muss vom Volk durch direkte Abstimmung legitimiert werden.
- Das Volk muss sich eine Verfassung geben
- …
Wie schaffen wir das? Mit Sicherheit nicht mit den etablierten Parteien und auch nicht durch normale Wahlen mit den mehrheitlich medial ferngesteuerten, deutschen Tiefschläfern. Solch ein System wäre nur durchsetzbar, wenn das alte infolge Staatsbankrott und folgende Unruhen wegbrechen würde. Genau das wollen die etablierten Mächte ja verhindern – da können wir nur hoffen, dass denen das nicht gelingt.