Der Monopol-Kapitalismus stellt ein irreversibles (unumkehrbares) Verschuldungs-System dar, dessen Gipfel der unvermeidliche Bankrott und die Privatisierung aller nationalen Volkswirtschaften und damit das Ende der Souveränität der Staaten selber und der Beginn des Faschismus ist.
von Norbert Knobloch
Die Geld-Schöpfung aus dem Nichts durch Kredit und Verschuldung
Die Funktion der Bargeld-Schöpfung ist ein Monopol der privaten Zentralbank. Diese leiht das Geld gegen eine Gebühr, die Leitzinsen, den Geschäftsbanken als Kreditnehmer, die es dann als Kreditgeber wiederum an Unternehmen und Privatleute als Kreditnehmer verleihen – wieder gegen Zins! Auch Regierungen leihen sich auf diese Weise „Geld“ von den Zentralbanken, und es obliegt dann den arbeitenden Steuerzahlern, den Banken das nicht existente, aus dem Nichts geschaffene „Geld“ plus Zinsen über Steuern und Inflation zurückzuzahlen, das die Regierungen – die von denselben Personen gelenkt werden, die auch die Banken besitzen – von diesen geliehen haben.
Der Betrag wird dem Kreditnehmer auf seinem Girokonto gutgeschrieben; gleichzeitig erscheint er plus Zinsen als Forderung der Bank gegen den Kreditnehmer auf deren Kreditkonto. Das so willkürlich und künstlich entstandene „Geld“ wird auch als Buchgeld oder Giralgeld bezeichnet. Geld entsteht also aus dem Nichts! Es wird erst in dem Moment von den privaten Banken geschaffen, in dem es als Kredit gegen Zinsen verliehen wird. (Gedruckte Banknoten einer Zentralbank sind solange kein wirkliches Geld, bis sie in Umlauf gebracht werden für Buchgeld, das durch ein Bankdarlehen erzeugt wurde. Solange die Scheine im Banktresor liegen, sind sie technisch gesehen kein Geld, sondern nur Papier. [Nach G. E. Griffin]) Und ebenso verschwindet es wieder, wird es wieder zu Nichts in dem Augenblick, da die Schulden zurückgezahlt werden.
Gäbe es keinen Zins, wäre das auch problemlos möglich. Doch leider – und das ist das simple, aber raffinierte und perfide Prinzip – verhindern Zinsen, daß geliehenes Geld wieder vollständig zurückgezahlt werden kann. Da logischerweise nur so viel Geld vorhanden ist, wie vorher in Umlauf gebracht worden ist, kann das Geld für die Zinszahlungen nur durch die Aufnahme neuer Kredite, also durch weitere Schuldversprechungen entstehen – wieder aus dem Nichts, wieder gegen Zins! Es handelt sich also um eine Schuldenspirale, die, von den Banken einmal in Gang gesetzt, sich selber immer höher schraubt und nicht mehr zu stoppen ist – und auch nicht gestoppt werden soll!
„So ist unser Geldsystem. Gäbe es keine Schulden, gäbe es kein Geld!“ (Marriner Eccles, Präsident des Federal Reserve Systems, am 30. September 1941)
Moderne Banken sind nichts anderes als Schulden-Vermehrer, die kein anderes Ziel haben, als das weltweite Zins- u. Schulden-Karussell aus Motiven der Habgier und zum Zwecke des Profits immer schneller zu drehen – bis die unfreiwilligen Mitfahrer, die Schuldner, heruntergeschleudert werden, um im Bild zu bleiben. Das ist dann der Bankrott und die „feindliche Übernahme“ (Privatisierung) ganzer Nationen durch die privaten Banken-Kartelle.
Und nur aus diesem einem Grund stehen alle Nationen unter wirtschaftlichem Wachstumszwang:
Ohne die künstliche Steigerung der Geldmenge ließe sich der (nur für die Banken) profitable Schuldendienst nicht aufrechterhalten, und ohne die dadurch erforderliche und erzwungene Steigerung der Güterproduktion und der Dienstleistungen hätte die künstliche Aufblähung des Geldvolumens schon jetzt zum totalen Wirtschafts-Zusammenbruch geführt. Aber der ist natürlich nur eine Frage der Zeit und steht nun unmittelbar bevor…
Verzinsung → Verschuldung → Umverteilung → Wachstum → Zusammenbruch
„»Zins« (von lat. census: Steuer) ist der [willkürliche] »Leihpreis« für Geld, dessen Höhe durch Angebot und Nachfrage reguliert wird. Die Höhe des Zinses wiederum bestimmt die Sach-kapitalverzinsung und ist Schwelle vor jeder Investition. Zins kann nur durch Abzug vom Arbeits-ertrag aufgebracht werden. Eine andere Wertschöpfung gibt es nicht.“ (Helmut Creutz; in: Margrit Kennedy, Geld ohne Zinsen und Inflation, W. Goldmann Verlag, München 2006, S.237)
Jeder Euro, jeder Dollar, jedes Pfund, die heute als Vermögen existieren, sind verzinst angelegt. Durch Zins und Zinseszins wächst das Vermögen jedes Jahr weiter an. Damit die Zinserträge weiter fließen können, muß das vermehrte Geld wieder verliehen werden. Was der Eine als Zinsgewinn hat, muß ein Anderer als Schulden verbuchen. Es entsteht also folgerichtig und unvermeidlich ein Verschuldungszwang, indem die exponentiell wuchernden Zinsgewinne auf der einen Seite (Banken, Superreiche) automatisch zu einer exakt proportional wachsenden Verschuldung auf der anderen Seite (Bürger, Unternehmen, Staat) führen. Ein Schuldenabbau ist deshalb niemals möglich – im Gegenteil: die Schulden „explodieren“, bevor das ganze System „implodiert“ bzw. „kollabiert“
Da die Zinsen für alle in der Wirtschaft eingesetzten Kapitalien in den Kalkulationen jeder Produktionsstufe (von der Rohstoffgewinnung bis zum Endprodukt) als Kapitalkostenanteile in allen Verkaufspreisen, Dienstleistungskosten, Mieten, Steuern etc. enthalten sind, trägt am Ende der Verbraucher und Steuerzahler auch diese Zinslast. Der durchschnittliche Zinskostenanteil in allen Waren und Dienstleistungen liegt derzeit zwischen 30 und 50 Prozent, bei Mieten zwischen 70 und 80 Prozent! Und da die Gesamtverschuldung jährlich um etwa 10 (zehn) Prozent steigt, wächst auch die Zinskostenbelastung des Bürgers entsprechend. Die Folgen oder Auswirkungen sind eine sich immer mehr beschleunigende Vermögensumverteilung von der Arbeit zum Besitz, von den Schaffenden zu den (ohne Leistung) Raffenden, sowie die unaufhörlich wachsende Verschuldung der Privathaushalte, der privaten Unternehmen und des Staates mit dem totalen Zusammenbruch der nationalen Volkswirtschaft u. dem endgültigen Bankrott des Staates als zwangsläufigem Endpunkt.
Mit zunehmender Dauer wächst in jeder kapitalistischen Wirtschaft der Zinsanteil an der Wertschöpfung. Der produktive Sektor der Volkswirtschaft muß daher immer größere Anteile zur Sicherstellung der Kapitalrendite erwirtschaften. Dadurch gerät die gesamte Wirtschaft unter Wachstumszwang, um die steigenden Kapitalkosten aus Produktivitäts- und Umsatzsteigerung bestreiten zu können. Und weil jede Volkswirtschaft irgendwann einen gewissen Sättigungsgrad erreicht und selbst bei aggressivster Werbung keine Umsatzsteigerungen auf dem Binnenmarkt mehr zu erzielen sind (wozu auch die sinkende Kaufkraft der Arbeitenden und Steuerzahler beiträgt), sind die Unternehmen zur transnationalen Expansion gezwungen. Dort wiederholt sich aber nur das gleiche Spiel auf einer höheren Stufe. Im letzten Stadium (vor dem totalen Zusammenbruch) gibt es dann – neben Firmenpleiten und Fusionen – eine echte Wirtschaftskrise mit Rationalisierungen, Lohnkürzungen, Kurzarbeit, Entlassungen und dergleichen (a)sozialen Einschnitten. Andernfalls käme es – wegen mangelnder oder fehlender Renditeerwartung für das investierende Kapital – zu einem Investitionsstreik und damit zu einem sofortigen Zusammenbruch.
„Der Zins verteilt Einkommen und Vermögen von unten nach oben um und bewirkt auch in entwickelten Volkswirtschaften, wo die Geldvermögen schneller wachsen als die Realwirtschaft, langfristig Wirtschafts- und Währungskrisen. Wegen schwindender zinsträchtiger Investitionen zu Hause gelangt das Geld der »entwickelten« Länder in die »unterentwickelten«. So werden dort die berühmten »neuen Märkte« erschlossen, es wird investiert und »entwickelt«. Das Resultat sind die hoffnungslose Überschuldung, Aufrüstung und technologische wie ökonomische Abhängigkeit der »Dritten Welt«.“ (Thomas Betz, http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/betz/ ; Hhbg. d. d. Verf.)
Spekulation kontra Produktivität
Die gesamten Schulden wachsen heute überall in der Welt viel schneller als die Produktivität. So steigen die Kredite in der Bundesrepublik Deutschland mehr als zweieinhalbmal schneller als das Bruttosozialprodukt (Stand: 1999). In den USA ist es noch schlimmer: dort müssen für jeden Dollar Zuwachs an Produktivität fünf Dollar Schulden aufgenommen werden (Stand: 1999). Auch das (irrtümlich oder mißbräuchlich) vielbeschworene „Sparen“ durch die Unternehmen oder den Staat hilft nicht weiter – im Gegenteil: ein Zurückschrauben oder gar eine Einstellung der Kredit-Aufnahmen in unserem kapitalistischen System des verzinsten Geldes hätte unmittelbar und sofort eine schwere oder totale Depression oder einen Crash wegen mangelnder Investitionen zur Folge.
Im letzten Stadium vor dem totalen Zusammenbruch unseres Wirtschafts-Systems boomt deshalb die Börse: Die Spekulation am Aktienmarkt ist von den Kapitalisten als scheinbarer Ausweg (ein Irrweg in eine Sackgasse!) entdeckt worden. Seit der Kapitalkostenanteil (Zinslast) schneller als die reale Wirtschaft wächst (in der BRD nach Kriegsende erstmals 1982) und damit die real erzielbare Rendite aus dem Produktiv-Vermögen sinkt, verringern sich die Investitionen: laut Bundesbank ist die rechnerische Kapitalproduktivität seit 1991 um 1,3 % pro Jahr gesunken. Dafür wächst das Börsenkapital exponentiell: von 1980 bis 1997 um 1388 % [!] (gegenüber einer Steigerung der Wirtschaftsleistung der Industrieländer um nur 60 % im selben Zeitraum! De facto hat die Börse mit der Geldschöpfung aus dem Nichts per Computer die Funktion der Zentralbanken übernommen!). Die fiktiven Nennwerte der Aktien haben mit der realen Produktion nichts mehr zu tun.
Da die meisten Banken an diesen Spekulationen beteiligt sind, kommt es, wenn die Spekulations-Blase platzt, zu Pleiten und Zusammenbrüchen kleinerer und mittlerer Geschäfts- und Investment-Banken, die dann auf Kosten des Steuerzahlers saniert („gerettet“) und anschließend von den großen Banken fast gratis übernommen werden. Daneben haben Aktionäre ihr Vermögen, Sparer ihre Ersparnisse und viele Menschen ihre Arbeitsplätze verloren, wenn nicht Schlimmeres eintritt: Massenarbeitslosigkeit und Armut, Staatsbankrott und weltweite Wirtschafts-Zusammenbrüche, die, wie jene von 1873 (23 Jahre) und 1929 (10 Jahre), Jahre oder Jahrzehnte währen können und erst durch Kriege beendet werden oder zum Ausbruch von Kriegen führen.
Banken vermitteln übrigens keineswegs Kredite zwischen Sparern und Schuldnern, wie es heute immer noch geglaubt und sogar gelehrt wird. Geldhorten ist keinesfalls eine Voraussetzung für Kreditvergabe und Investitionen – im Gegenteil: Da, wo viel investiert wird, wird auch viel Nachfrage erzeugt, viel Produktion angeregt und viel Einkommen geschaffen – was Sparen erst möglich macht (»Sparen« heißt nämlich: Überschüsse in guten Zeiten zurücklegen für schlechte Zeiten). Das Geld für Investitionen muß eben nicht vorher gespart werden, und niemand muß dafür auf Konsum verzichten: Schuldgeld wird durch die Beleihung von Sicherheiten durch Kredit aus dem Nichts geschöpft. So kann der Schuldner sein beliehenes Eigentum auch ökonomisch weiter nutzen; das neugeschaffene Geld ermöglicht zusätzliche Investitionen ohne Sparen und Konsumverzicht. Die Schöpfung von Schuldgeld (Kredit) aus dem Nichts ermöglichte überhaupt erst das exorbitante Wachstum zu Beginn der Industrialisierung sowie die Prosperität der Nachkriegszeiten. Doch nun ist das System an seine eigenen Grenzen gestoßen – wegen des Zinses.
Doch die weltweit bisher einzige jemals (1996 von der Landtagsfraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Sachsen-Anhalt) angeregte Parlamentsdebatte über die Abschaffung des desaströsen und ruinösen Geldzinses wurde von allen anderen Parteien sofort als „indiskutabel“ abgeschmettert!