Herr Müller sichert nach dem Bericht das Vermögen seiner (noch) vermögenden Kunden nach folgender Formel ab: Mindestens 35 Prozent Aktien, mindestens 35 Prozent Renten. Mit den restlichen 30 Prozent bleibt der Spielraum, uns taktisch zu positionieren.
Da ist sie wieder, die sogenannte Portfolio-Theorie, die besagt, dass eine Streuung des Vermögens auf unterschiedliche Anlage-Klassen das Verlustrisiko begrenzen könne. Denn wenn es eine Anlageklasse einmal erwischen sollte, dann bleibt die andere eben stabil oder wächst sogar überdurchschnittlich. Das Ideal-Ziel: Egal wie sich der Markt verhält, der Vermögensverwalter erwirtschaftet stets positive Renditen für seine Klienten.
Aber wenn wir einmal genau auf diese Mischung sehen, dann finden wir nur reine Papierwerte: Renten sind Schuldscheine gegen Staaten und Unternehmen, welche im Prinzip niemals in der Lage sein werden können, ihre Schulden zurückzuzahlen. Praktisch verlorenes Geld also – nicht nur verlorene Rendite. Und die Real-Rendite von Aktien – wenn man einmal die wirklich erzielten Gewinne der Unternehmen ansieht – ist de facto noch viel bescheidender. Man muss wissen, dass der Wert von Aktien schon längst nicht mehr den realen Wert des Unternehmens, ausgedrückt als bilanzieller Differenz zwischen den Vermögenswerten und den Schulden ausdrückt. Vielmehr steckt in den Dividenden-Werten eine unrealistische Good Will Bewertung, die den Marktwert des Unternehmens widerspiegeln soll. Denn ein etabliertes Unternehmen mit stabilen Umsätzen hat bereits wegen seines generierten Cash Flows einen bestimmten Wert. Hier gibt es eine Reihe von Pseudo-Experten, die immense Good Will Werte ermitteln.
Der Vermögensberater erkennt auch bei Rentenwerten wie deutschen Bundesanleihen, dass diese total überwertet seien und deshalb eine Realrendite praktisch nicht mehr vorhanden sei.
Aber er kauft sie trotzdem: Es bleibt einem ja kaum noch was übrig. Der Mangel an Alternativen führt ja gerade zu den falschen Preisen. [
Peter Ziemann]