Andrew Dickson schließt sein klassisches Geschichtsessay über Hyperinflation “Fiat Money Inflation in France” (“Giralgeld-Inflation in Frankreich”) mit den folgenden Zeilen, die zu den berühmteren der Wirtschaftsliteratur zählen.
Aus all dem lässt sich eine Lehre ziehen, und jeder denkende Mensch sollte sich anschicken, diese gründlich abzuwägen. Die Lehre – dass es eine Verbindung zwischen zu umfangreich geratener staatlicher Papiergeldemission, Inflation und der Vernichtung der Ersparnisse der Mittelklassen gibt – wurde in modernen Zeiten wiederholt ignoriert. So sehr, dass sich die aufgeklärten Sparer dieser Welt fragen werden, ob öffentliche Funktionäre diese Lektion wohl jemals lernen werden…
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Whites Essay berichtet davon, wie gute Menschen – mit den edelsten aller Vorsätze – eine Nation in das monetäre Chaos stürzen können, da sie politischen Zielen folgten. Aber in Whites Essay steckt noch etwas anderes – etwas vielleicht viel Tiefgreifenderes. Er erinnert uns daran, dass demokratische Institutionen, so wohlmeinend sie seien mögen, eine schicksalhafte, wenn nicht vorgezeichnete Neigung haben, Geld zu drucken, wenn sie durch unangenehme Umstände in die Enge getrieben werden.
Alle hyperinflationären Ereignisse – angefangen vom ersten (Dschingis Khans Komplettentwertung der allerersten Papierwährung) bis hin zu den aktuellsten Beispielen (das Debakel in Zimbabwe) beginnen verhalten und schreiten fast schon im Stillen langsam fort, bis etwas im öffentlichen Bewusstsein passiert, das die aufgestaute Preisinflation mit all ihrer rasenden Wucht entfesselt. Frederich Kessler, ein Jura-Professor von der Berkeley Universität, der den deutschen Inflationsalptraum der 1920er aus erster Hand miterlebte, gab einige Jahre später seine Beschreibungen dieser Zeit in einem Interview zum Besten.
“Es war schrecklich. Schrecklich! Wie ein Blitz schlug sie ein. Keiner war vorbereitet. Man kann sich gar nicht die Geschwindigkeit vorstellen, mit der all das vor sich ging. Die Regale in den Lebensmittelläden waren leer. Mit seinem Papiergeld konnte man nichts kaufen.”
Gegen Ende seines Essays “Fiat Money Inflation in France” umreißt White die Preisentwicklung des Louis d”Or, einer Goldmünze, die ungefähr eine Fünftelunze Feingold enthielt.
“Der louis d”or [eine französische Goldmünze im Jahr 1897] diente nun als Wächter des Marktes, der jeden Tag mit unbeirrbarer Genauigkeit den Wertverfall der Assignaten festhielt. Er diente als Wächter, der sich nicht bestechen, nicht einschüchtern lässt, und sollte auch der Nationalkonvent versucht sein, die Popularität dieses Magnetkompasses durch Bestechung und Einschüchterung zu vertreiben.
Am 1. August 1795 war dieser Gold-Louis im Nennwert von 25 Franken 920 Franken in Papier wert; am 1. September 1.200 Franken, am 1. November 2.600 Franken und am 1. Dezember 3.050 Franken. Im Februar 1796 war er 7.200 Franken wert, oder ein Franken in Gold war 288 Papierfranken wert. Die Preise aller Rohstoffe stiegen fast proportional. […].Es folgen Beispiele aus anderen Quellen: Ein Maß Mehl stieg von zwei Franken im Jahr 1790 auf 225 Franken im Jahr 1795; ein Paar Schuhe von fünf auf 200; ein Hut von 14 auf 500; Butter auf 560 Franken das Pfund, ein Truthahn kostete 900 Franken. Die Preise für einfach alles waren enorm aufgebläht, nur die Löhne nicht. Da die Produzenten ihre Betriebe schlossen, fielen auch die Löhne, so lange bis es nur noch eine Sache zu geben schien, die die Situation noch haltbar machte – und zwar der Umstand, dass so viele Arbeiter in die Armee eingezogen wurden. Dieser Zustand brachte schmerzlich Falsches und großen Betrug. Leute, die diese Entwicklung vorhergesehen und sich verschuldet hatten, hatten natürlich Grund zu triumphieren. Derjenige, der sich 1790 10.000 Franken geborgt hatte, konnte sein Schuld im Jahr 1796 mit ungefähr 35 Franken begleichen.”Diese beiden kurzen Abschnitte sprechen Bände über den Sicheren-Hafen-Status von Gold in turbulenten Zeiten, und sie behalten die vielleicht wichtigste Lektion zur gründlichen Abwägung bereit: Die Rolle von Goldmünzen in den Portfolios der Privatanleger. In einer Studie des Internationalen Währungsfonds (von Stanley Fischer, Ratna Sahay und Carlos Veigh, 2002) heißt es: “vor dem Hintergrund der französischen Revolution spricht einiges dafür, dass Hyperinflationen moderne Phänomene sind, die mit dem Drucken von Papiergeld in Verbindung stehen, welches benötigt wird, um enorme Haushaltsdefizite zu finanzieren, die durch Kriege, Revolutionen, das Ende von Weltreichen und die Errichtung neuer Staaten verursacht wurden.” Wie viele Amerikaner werden das lesen können, ohne dass sich Sorgen einschleichen? [
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