Zur Zeit ist es wieder besonders en vogue, der Nation Deutschland bzw. dem deutschen Volk positiv entgegengebrachte Gefühle pauschal als “nationalistisch” zu diskreditieren. In manchen Kreisen ist sogar schon der Gebrauch des Wortes “Deutschland” verpönt…
Wer an Deutschland denke und dem Land, oh Schande!, auch noch etwas Gutes wünsche, oder wer sich darüber Gedanken mache, inwiefern die Interessen dieses Landes und seiner Menschen zu schützen und zu wahren seien, bezeuge damit seine Beschränktheit, Voreingenommenheit, ja, und seine Ressentiments gegenüber allen anderen Völkern und Ländern.
Ist es nicht interessant, wie simpel solch eine Sichtweise ist? Und daß sie sich so völlig im Recht dünkt, daß sie gar nicht erst auf die Idee kommt, selbst nichts anderes als Intoleranz, Beschränktheit, ja, und auch pure Dummheit zu sein? Da kann der, der sie äußert, auch noch so intellektuell daherkommen: auf primitivste Weise dumm ist er trotzdem. Und weshalb?
Ein einfaches Beispiel: Wenn jemand seine Frau liebt, ist er dann beschränkt, spießig, intolerant? Intolerant gegenüber anderen Menschen? Heißt, etwas zu lieben, automatisch, etwas anderes abzulehnen und auszugrenzen? Natürlich nicht. Er kann ja auch noch seine Kinder lieben. Oder seine Verwandtschaft. Oder seinen Heimatort. Die Natur, die Kultur, die besondere Atmosphäre seiner Lebensumgebung. Und dann kann er auch noch sein Land lieben, ohne jemand oder etwas anderes zu hassen — oder etwa nicht?
Ich sehe es sogar noch anders: Jemand, der eine Person oder eine Kultur oder ein Land liebt, zeigt doch damit auch gleichzeitig, daß er zu positiven Gefühlen imstande ist. Jemand, der Musik liebt, bezeugt damit, daß er ein warmherziger, lebensfroher Mensch ist. Daran ist also weder etwas Gefährliches noch etwas Schlimmes. Umgekehrt beschleicht mich zunehmend ein Zweifel an der Fähigkeit der Kritiker von deutschland-positiven Einstellungen und Empfindungen, überhaupt etwas so richtig von Herzen zu lieben. Vielleicht finden sie auch das Wort “Liebe” bereits suspekt. Was sagt uns das? Daß diese Leute bereits im persönlichen Bereich Probleme haben. Ihnen paßt vieles nicht, insbesondere das unzweifelhaft Gute und Schöne, aber das kompensieren sie mit ihrer kritischen Haltung, und diese Haltung braucht, um sich so richtig schön und satt im Recht zu fühlen, negative Projektionsflächen. Es wird dann immer von Toleranz geredet: wie man den Einwanderern gegenüber “tolerant” sein müsse und wie man niemand “ausgrenzen” dürfe und wie man sich allem und jedem gegenüber “solidarisch” zeigen müsse (müsse, übrigens, nicht könne oder dürfe!), aber was auffällt, ist die seltsam theoretische, geradezu als obligatorischer Glaube propagierte Haltung, die sich dahinter verbirgt. Man muß so denken; man darf gar nicht anders denken — denn sonst ist man ja “intolerant”.
Die Behauptung, Deutschlandliebe sei Nationalismus, ist nichts anderes als eine unverschämte Unterstellung. Mein Eindruck ist, daß die, die diese Unterstellung ständig auf der Zunge haben, weder liebesfähig noch überhaupt in irgendeiner Weise tolerant sind. Sie sind einfach nur neidisch, frustriert und unterschwellig aggressiv. Die einzige Genugtuung, die sie haben, ist, ihr Gift in andere Menschen einzuträufeln, die auf dieses Spiel hereinfallen und sich ein “Deutschland-Tabu” einreden lassen.
Sich positiv für Deutschland auszusprechen, bedeutet, das aktuelle Spiel der Übervorteilung der Interessen dieses Volkes nicht mehr mitzuspielen. Ohne dafür ein schlechtes Gewissen zu haben. Ohne sich schuldig zu fühlen. Ohne sich einreden zu lassen, man hätte Ressentiments gegen rechtschaffene Ausländer, die sich hier in diese Kultur einbringen. Es gibt da keinerlei logischen Widerspruch, genauso wenig, wie man Deutschland lieben und zugleich auch noch Frankreich, die französische Lebensart, die französische Landschaft lieben und sich dort pudelwohl fühlen kann, oder dasselbe mit Italien, oder mit Nord- oder Südamerika usw. [Gerd-Lothar Reschke]