Das wahre Bankgeheimnis
veröffentlicht von GLR am 24. Dezember 2010 – 10:58
Unter einem Bankgeheimnis versteht man — praktisch jeder weiß das — das Recht auf Geheimhaltung der eigenen Kontodetails, darunter insbesondere des Kontostands und der Geldbewegungen des Kunden. Eine ziemlich banale Sache, um die es sich da handelt, denn wen geht schon an, wieviel Geld ich auf der Bank liegen habe oder wieviel Kredit mir gewährt wurde? Im Grunde sagt das Wort also nichts Weltbewegendes aus und dürfte sogar Schulkindern wohlbekannt sein.
Es gibt aber ein anderes Bankgeheimnis, das mindestens hundertmal interessanter ist.
Nehmen wir folgendes, wiederum recht banales, Beispiel: Jemand leiht sich von der Bank 10.000 Euro. Woher kommen diese 10.000 Euro? Natürlich von dem Geld, das die Bank in ihren Beständen hat — würde so gut wie jeder sofort entgegnen.
Der geläufige Trugschluß
Aha! Sie glauben also, daß es sich bei diesen 10.000 Euro um Geld handelt, das einer oder mehrere andere eingezahlt haben? Die 10.000 Euro sind schon da, sie sind geleistet, jemand hat dafür gearbeitet, hat sie erwirtschaftet, angespart oder im Lotto gewonnen, jedenfalls gibt es da vorher irgendwo bereits diese 10.000 Euro, und die sind bei der Bank eingezahlt worden, als Guthaben? Kommt nun ein Kreditnehmer, so gibt die Bank, wenn sie ihm vertraut, diese 10.000 Euro gegen Zinsen an ihn heraus. Ein Nullsummenspiel quasi. Und weil die Bank ein Risiko übernimmt, denn der Kreditnehmer könnte ja pleite gehen und außerstande sein, das Geld zurückzuzahlen, und weil sie außerdem Verwaltungs- und Kontoführungskosten abdecken muß, Mieten und Angestellte bezahlen muß usw., verlangt sie eben die Zinsen. Alles ganz verständlich und nachvollziehbar, soweit.
Bloß daß nichts davon stimmt. Es verhält sich nämlich gerade nicht so.
Wenn ich Ihnen jetzt sage: Die Bank hat die 10.000 Euro gar nicht, sondern sie schafft sie in dem Moment, wo sie den Kredit vergibt, aus dem Nichts, ohne jede Leistung, ohne Gegenwert, ohne wertmäßige Absicherung — was denken Sie jetzt? Kann nicht sein. So ein Unsinn. Das wäre ja aberwitzig. Es wäre Schwindel, Betrug, Vorspiegelung falscher Tatsachen. Es würde den ganzen Sinn von Geld und Geldwert desavouieren. Es würde all diejenigen brüskieren, die für ihr Geld fleißig arbeiteten und es dann einzahlten. Wie kann man dann auf der anderen Seite 10.000 Euro einfach so aus dem Nichts erschaffen und in Umlauf bringen?
Aber genau das passiert. Und es ist “die wahre Geschichte”. Es ist das eigentliche Bankgeheimnis, das Geheimnis nämlich, das keiner erfahren darf, weil es unser ganzes Geldsystem als gigantischen Schwindel offenbaren würde.
Die große Frage
Wenn ich also hier behaupte: Die Bank erschafft diese 10.000 Euro aus dem Nichts und bringt sie in Umlauf, und zwar gleichwertig zu allem ehrlich ersparten, von Bankkunden eingezahlten Geld, dann gibt es zwei Möglichkeiten:
- Energische Ablehnung: Man muß es komplett von sich weisen. Es kann sich nur um Einbildung handeln, um etwas Paranoides, um eine “Verschwörungstheorie”, um eine gewollte Bedrohung unseres ganzen Gemeinwesens und aller guten Gepflogenheiten.
- Schock: Es kommt zu einer Art Bruch im Denken derjenigen, die sich mit dieser Behauptung konfrontiert sehen. Es bemächtigt sich ihrer ein tiefgreifender Zweifel. Denn wenn das wirklich stimmt, dann löst dieser Bruch noch viele weiteren Bedenken und Zweifel aus: an diesem ganzen Gesellschaftssystem, an einem Staat, der so etwas richtig findet, an Medien, die so etwas nicht an die Öffentlichkeit dringen lassen, an Universitäten, die so etwas nicht ihren Studenten lehren, usw. usf.
Wie sich einschlägige Experten gegen die Entlarvung wappnen
Zuerst einmal: Man kann es drehen und wenden, wie man will: die Geldschöpfung aus dem Nichts, auch unter den Begriffen Fiat-Geld, Kreditgeld, Schuldgeld und fractional banking bekannt, ist eine Tatsache. Daran ändert auch nichts, daß sie zum Zwecke der Vertuschung, und um den “guten” (aber leider falschen) Glauben der Bevölkerung an diese Art ungedeckten Geldes nicht ins Wanken zu bringen, seitens der in unserem Land herrschenden Instanzen totgeschwiegen und möglichst nie zur Sprache gebracht wird. Selbst akademisch gebildete Ökonomen, selbst Bankfachleute und selbst Wirtschaftsexperten tendieren zur irrtümlichen Sichtweise, wollen auch die Wahrheit gar nicht unbedingt wissen, weil sie bereits zu sehr in diesem seit ca. 100 Jahren etablierten System integriert sind und davon auch kräftig profitieren. Keiner möchte den Ast absägen, auf dem er sitzt und auf dem er seine ganze berufliche Existenz aufgebaut hat.
Diese Art Interessenvertreter haben sich, wenn es — was de facto nur sehr selten geschieht — “ihrem System” argumentativ an den Kragen geht, ein Repertoire von Standardantworten zurechtgelegt, das im Falle von geäußerten Zweifeln mit souveränem Gestus aus der Schublade gezogen wird. Zumeist reicht das, um die Skeptiker zu beschwichtigen. Kommt noch eine genügende Portion “Fachchinesisch” dazu, so sind die Skeptiker schnell als Dilettanten und Außenseiter (die ja außerdem über kein allgemein akzeptiertes Renommee verfügen) mundtot gemacht.
Lassen wir uns bitte davon nicht bluffen, und bleiben wir bei den einfachen Grundtatsachen:
Einwand 1
Alle derartigen Kredite seien stets gesichert. Keine Bank würde ungesicherte Kredite vergeben — ganz im Gegenteil: Banken wären vor jeglicher Kreditvergabe überaus vorsichtig und unternähmen alles Erdenkliche, um eine Rückzahlung sicherzustellen.
- Gegenargument A: Die Kredite werden stets auf der Grundlage der aktuellen Marktlage bewertet. Haben wir es etwa, wie in Japan oder in den USA (Stichwort Subprime-Krise) mit einem überhitzten Immobilienmarkt zu tun, der für Objekte einen viel zu hoben Marktwert zugrundelegt, so bricht bei einem Rückgang der Häuser-, Grundstücks- und Quadratmeterpreise die Bewertungsbasis dramatisch zusammen. Die Bank hat dann z.B. einen Hauskredit über 500.000 Euro vergeben und sich ihren Anteil im Grundbuch als Sicherheit eintragen lassen, und eine Zeit später erweist sich der reale Wert des Hauses als nur noch 100.000 oder 200.000 Euro. Es wurden also etliche hunderttausend Euro Fiatgeld geschöpft, denen überhaupt kein Gegenwert mehr gegenübersteht. Dennoch ist dieses Geld längst im Geldkreislauf angelangt und läßt sich dort nicht mehr zurückholen.
- Gegenargument B: Banken haben gar kein Interesse an der Rückzahlung, sondern sie verdienen primär an den Schuldzinsen. Dies ist gut an den hochverschuldeten Staaten Griechenland, Portugal, Spanien usw. zu sehen. Dorthin fließt das von deutschen Sparern in deutsche Banken eingezahlte Geld, denn es bringt den Banken dort via höherer Schuldquoten wesentlich höhere Renditen. Das Geld fließt also de facto immer zu denjenigen, die am meisten zur Verschuldung tendieren — was völlig den vorgeblichen “Sicherheitsaspekt” ad absurdum führt. Da die Banken das Geld außerdem “aus dem Nichts” schöpfen konnten, leiden sie viel geringere Gefahr, substanziell zu verlieren.
Einwand 2
Das Geld würde nicht einfach aus dem Nichts geschöpft, sondern müsse erst von der Zentralbank gegen Gebühren (Zinsen) geliehen werden. Und außerdem gäbe es aufgrund der gesetzlichen Mindestreserve (2% im Euroraum) eine natürliche EInschränkung der Gelderzeugung.
- Gegenargument A: Die von der Zentralbank beanspruchte Gebühr ist, gerade in Zeiten der Finanzkrise, fast auf Null heruntergefahren worden.
- Gegenargument B: Eine Mindestreserve von 2% bedeutet, daß aus 1.000 Euro Einlage durchfractional banking bzw. Multiple Geldschöpfung ganze sage und schreibe 50.000,- Eurogeschöpft werden können. Es wird also ganz offensichtlich der weitaus größte Anteil der Summeohne Wertdeckung in Umlauf gebracht.
Es gibt noch viele weiteren Implikationen
Zu diesem Bankgeheimnis, das man nach gesundem Menschenverstand nur schmutzig und betrügerisch nennen kann, das aber leider unser Gemeinwesen komplett vereinnahmt hat und wie ein Krebsgeschwür vergiftet, gibt es noch weitere schmutzige Details zu entlarven. Etwa die Geldschöpfung aus undeckten Staatsanleihen oder die Zinsakkumulation durch den exponentiell wachsenden Zinseszinseffekt.
Dieser Artikel soll, indem er die eingangs angesprochene Unkenntnis der weitaus überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung direkt anspricht und provozierend infrage stellt, ein erstes Problembewußtsein schaffen.
Alle diese Dinge und weitere wichtige Fragestellungen werden in meinem neuen Buch
ausführlich angesprochen und aufgeschlüsselt.
[Quelle: GLR]