Wer erwartet hatte, dass die Pest der Goldpreis-Drückung mit Beginn des neuen Jahres ausgerottet sei, der musste sich heute eines Besseren belehren lassen: Die Pest ist nicht verschwunden – sie lebt anscheinend immer noch. Aber sie tobt sich nun in unterschiedlichen Verbreitungsgebieten aus.
Gestern Abend kurz nach dem Ende des COMEX-Handels wurde Gold bereits im späten Access Handel um bis zu acht Dollar gedrückt – $1.414,60 so lautete der letzte Kurs in New York. In der Vergangenheit war das stets ein untrügliches Zeichen dafür, dass am nächsten Tag eine kräftige Goldpreis-Drückung im Anmarsch sein wird. Aber im letzten Jahr kam es oftmals bei solchen Situationen zu keinen kräftigen Abwärtsbewegungen mehr am Folgetag. Entweder die Kraft des Gold-Kartells hat nachgelassen oder man möchte mit solchen Aktionen die Investoren verwirren.
Das mit dem Verwirren scheint gut geklappt zu haben. Jeder erwartete zwar einen Preisrückgang, insbesondere beim Silber, das seit August 2010 bis zum Jahresende kontinuierlich um 70 Prozent gestiegen ist. Aber dass die Aktion gestern Abend die Drückung einleiten sollte, das war nicht vorherzusehen.
Silber war heute aber höchstens ein Tertiär-Ziel, die Hauptstoßrichtung ging gegen das US-Öl, welches sich stetig der Marke von $100 pro Barrel näherte. Gegen 13:30 Uhr MEZ stand das Öl noch bei $92 und wurde bis 16:30 Uhr MEZ bis unter $89 gedrückt – mehr als minus drei Prozent. Im Anschluss ging es dann innerhalb der folgenden Stunden auf $88,40 weiter herunter. Ab diesem Zeitpunkt konnte sich das schwarze Gold wieder erholen.
Wie sah es nun beim Gold aus, das Sekundär-Ziel der heutigen Drückung: Nun, auch Gold erwischte es um die gleiche Zeit wie Öl bei einem Stand um $1.408. Allerdings kam dir Preis-Drückung erst mit einer Zeitverzögerung von einer Stunde zum Tragen. Bis 16:30 Uhr war das gelbe Metall dann auf $1.380 gefallen – ein Rückgang von zwei Prozent.
Die Währungskurse, insbesondere das Paar USD/EUR begann wiederum später als Gold von $1,3410 auf unter $1,33 zu sinken. Auch das Währungspaar USD/JPY sank wieder verzögert gegenüber dem USD/EUR eine halbe Stunde später.
Wir sehen wohl eine Reihe von Drückungs-Maßnahmen, die sich zeitlich hintereinander ablaufend, überlagert haben: Zuerst wurde Öl gedrückt, wodurch eine Reihe von Investoren zur Aufgabe ihrer Positionen gezwungen wurden. Dabei hat es wohl gleichzeitig auch deren Gold-Positionen getroffen – sei dies nur Trendfolge oder das Ergebnis eines Liquiditäts-Bedarfs, der infolge von unter Wasser geratenen Öl-Positionen mit dem Verkauf von Gold gedeckt wurde, kann hier nur vermutet werden.
Die anschließende Stärke des US-Dollars gegenüber dem Euro, gefolgt von einer Stärke des Yen gegenüber dem US-Dollar ist uns schon seit längerem bekannt: Mit dieser Maßnahme soll Liquidität aus dem System genommen werden. In der Folge sinken die Rohstoff-Notierungen, insbesondere stark gehebelte Positionen (das heißt de facto auf Kredit gekauft) bei den Edelmetall-Gruppen, wo ein hoher Spekulations-Anteil herrscht. Das hat dann insbesondere Silber getroffen, das zeitweise nahe an die Marke von $29,20 fiel.
Nach Rücknahme der Liquiditäts-Verengung konnten sich dann auch wieder die Aktienmärkte erholen – insbesondere die New Yorker Leitindizes. Der Schaden bei Öl, Gold und Silber blieb, wo sich die Marktteilnehmer ihre Wunden lecken mussten. Bei den Aktienmärkten natürlich nicht – dort sind ja auch die vorher informierten FED-Handelshäuser wie Goldman Sachs im Interesse der Regierung aktiv. [Peter Ziemann]
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Damit hat Peter Ziemann meine Frage nach einer genaueren Erklärung der Vorgänge um die heutige Drückung erfüllt. Danke!