Der Hype, die Verwirrung und die Diskussion über Berichte von Lieferengpässen bei Silber sind unglücklich, weil sie von den Grundlagen ablenken, die tatsächlich die Preise befeuern. Grundlagen wie: Peak-Silber, die beinahe leeren staatlichen Läger, die künftig zu erwartende Steigerungen in der industriellen Nachfrage, Manipulation in den Papier-Silber-Märkten, die stärker sind als bei allen anderen Asset-Klassen – und das Unverständnis bezüglich der Geldeigenschaften von Silber unter reinen Gold-Investoren.
Zugegeben, Fundamentaldaten einer Anlageklasse sind nicht immer ausschlaggebend für deren Preis. Eine irrationale Menschenmasse kann die Fundamentaldaten lange Zeit völlig ignorieren und einfach nur das tun, was alle tun. Dennoch können Fundamentaldaten dazu benutzt werden, Marktteilnehmern lange übersehene Finanzanlagen näher zu bringen. Und Silber, in dem wahrscheinlich weniger als 5% des weltweiten Vermögens investiert sind, würde sicherlich als eine solche zählen.
Der Silberpreis kann aus mehr als einem Rohr feuern
Verglichen mit der ersten industriellen Revolution für Silber zwischen 1900 und 1970 – als die Nachfrage nach dem weißen Metall von unter 100 Millionen Unzen pro Jahr explodierte auf über 400 Millionen Unzen – hat sich in den letzten 35 Jahre die industrielle Nachfrage nach Silber (einschließlich Fotografie) nur wenig erhöht.
Seit Mitte der 1970er Jahre war die industrielle Nachfrage nicht immer gleich hoch, lag aber immer zwischen 350 bis 550 Millionen Unzen pro Jahr. In den letzten 15 Jahren erhöhte sich der Silberverbrauch auf etwa 500 bis 550 Millionen Unzen pro Jahr. Es mag für einige überraschend sein, aber Silber steckt gerade in einer neuen industriellen Revolution, die von etwa der gleichen Größenordnung ist, wie die erste. Möglicherweise wird sich die industrielle Nachfrage nie wieder vervierfachen, wie zwischen 1900 und 1970 – aber auch die Minenproduktion hat sich in diesem Zeitraum dramatisch erhöht – und niemand geht davon aus, dass noch einmal eine solche Produktions-Ausweitung bei Silber möglich ist, wenn die industrielle Nachfrage sich weiter erhöht.
Erwähnenswert ist auch, dass zwischen 1973 und 1980, als die Gebrüder Hunt ihre berühmten Silberspekulation durchführten, die industrielle Nachfrage leicht rückläufig war. Das bedeutet, dass der Silberpreis alleine wegen der drastisch erhöhten Investitionsnachfrage um mehrere hundert Prozent anstieg. Auch in den letzten 10 Jahren war es die Investitionsnachfrage, die den Silberpreis immer höher getrieben hat. Investitionen im Silbermarkt und die Nachfrage nach Silbermünzen sind um mehr als 300% explodiert. Die Investmentnachfrage ist der einzige Grund, den ich erkennen kann, der in der jüngeren Vergangenheit für diese Preisanstiege verantwortlich ist – aber es gibt noch andere Gründe, die für weitere Erhöhungen sorgen werden.
Silber’s nächste industrielle Revolution
Eine Reihe von Silber-Experten, allen voran David Morgan, aber auch Stephen Leeb, Ted Butler und Izzy Friedman, rechnen schon seit längerem mit der Möglichkeit, dass die industrielle Nachfrage von heute 400 bis 600 Millionen auf etwa 600 bis 900 Millionen Unzen Silber pro Jahr steigen könnte. Einige rechnen sogar mit einer noch größeren Nachfrage. Natürlich ist dies alles nur eine Vermutung, aber Silber ist ein sehr vielseitiges und gefragtes Metall für Computer, Handys, viele Formen der alternativen Energie und im medizinischen Bereich.
Viel von dem in PCs und anderen elektronischen Geräten verbauten Silbers kann recycelt werden und es kann damit gerechnet werden, dass mit steigender Nachfrage auch das Recycling zunimmt. Jedoch hat David Morgan darauf hingewiesen, dass es wahrscheinlich zu einem dramatischen Anstieg bei der Nachfrage von Solaranlagen kommen wird (einige gehen von einer 20 mal höheren Nachfrage aus) – auch werden immer mehr Wasseraufbereitungsanlagen benötigt, im medizinischen Bereich wächst die Nachfrage rasant und zunehmend werden RFID-Chips verwendet. Vieles von dem Silber in diesen Anwendungen kann nicht recycled werden – man spricht hier von Größenordnungen von über 200 Millionen Unzen Silber pro Jahr.
Die USGS schätzt, dass es nur noch etwa 17 bis 18 Milliarden Unzen Silber in der Erde gibt – was bedeuten würde, dass die noch vorhandene Menge gerade einmal für etwa 20 Jahre reicht. Wo soll also das benötigte Silber herkommen? Die CPM-Gruppe schätzt, dass noch etwa 20 Milliarden Unzen Silber in Form von Schmuck und Tafelsilber existieren und vieles davon könnte recycled werden. Jedoch ist dieses Silber über den ganzen Planeten verteilt.
Vielleicht könnten jährlich etwa 100 Millionen Unzen im Schmuckbereich eingespart werden. Vielleicht kann auch das Recycling von 170 Millionen Unzen jährlich erhöht werden – aber ist es wirklich realistisch anzunehmen, dass man die Recyclingmenge verdoppeln oder verdreifachen kann?
Aber vielleicht werden eher diejenigen, die in Silbermünzen und Barren investieren wollen – also die gleichen Leute, die die Investment-Nachfrage von weniger als 50 Millionen Unzen auf über 220 Millionen Unzen Silber pro Jahr getrieben haben, feststellen, dass es Grenzen gibt, wenn es darum geht, Zugang zu anderen Beständen des Geld-Metalles zu erhalten. Neue Investoren könnten dazu aufgefordert werden, das Silber von Menschen zu kaufen, die es bereits haben, anstatt zu erwarten, dass zusätzliches Silber verschwendet wird für die Herstellung von neuen Münzen und Barren.
Wenn die Silber-Rakete abhebt…
Das bringt mich zurück zum Titel des Artikels: Silber’s Palladium Moment Ein Teil der Gründe für die Faszination von Halbwahrheiten – etwa der Nichtverfügbarkeit von 100-Unzen-Barren oder anderer Gerüchte über Engpässe – ist, dass mittlerweile viele Leute in der Edelmetall-Branche verstehen, wie winzig der Silbermarkt für Investitionen ist – sowie andere mögliche Faktoren, die den Silberpreis noch höher treiben können. Der Dollarwert des zur Verfügung stehenden Silbers liegt im einstelligen Milliardenbereich und der wahrscheinliche Wert aller Silber-Münzen und Barren auf dem Planeten Erde liegt bei etwa 30 Milliarden Dollar. Vergleicht man das mit den Billionen von Dollar in Aktien, Anleihen und Immobilien, dann bekommt man ein Gefühl für die Seltenheit von Silber.
Die Branchen-Insider werden sich auch daran erinnern, was zwischen 1997 und 2000 mit Palladium passiert ist: Ende 2000 geriet die Ford Motor Company in Panik und kaufte große Mengen Palladium als Reaktion auf Defizite und Störungen in der russischen Palladiumproduktion. Russland ist einer der weltweit größten Palladium-Produzenten. Der Preis für Palladium explodierte auf 1100 US-Dollar pro Unze – fast ein 10-fache Steigerung in weniger als 10 Jahren.
Ich denke, die PGM sind auch eine lohnende Investition. Aber im Gegensatz zu den Metallen der Platingruppe existieren für Silber viel größere konzentrierte Short-Positionen an der COMEX, gibt es viel mehr Investoren, die Silber nur in Form von Derivaten oder Terminkontrakten besitzen und – zumindest nach Angaben des USGS – sind die Metalle der Platingruppe nur ca. 6-mal seltener als Silber in der Erdkruste, und nicht mehr als 40 mal, wie es der Silberpreis anzeigt.
Darüber hinaus kommt beim Silber noch die neue industrielle Revolution zum tragen, wie oben beschrieben. Ich gehe davon aus, dass oberirdisches Platin und Palladium fast hundertmal seltener als Silber sind und die Förderung sehr unwirtschaftlich ist – aber Silber ist das billigste Edelmetall und somit das einfachste zu erwerbende für ärmere Investoren, die einen Weg suchen in, vom Bankensystem getrennte, sichere Vermögenswerte zu investieren.
Alle Vermögenswerte sind in unterschiedlichem Maße manipuliert, und alle haben ihre eigenen, möglicherweise bullischen Fundamentaldaten – aber ich sehe in keiner anderen Anlageklasse so viele Gründe für Preissteigerungen, wie bei Silber. [Quelle: SilverBearCafe]